
Hutthurm. Im Rahmen der bundesweiten Aktionswochen für gentechnikfreies Essen fand am Staatsgut in Kringell ein Informationsabend zur Gentechnik-Deregulierung statt. Die Veranstaltung wurde von der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) Passau organisiert, unterstützt von weiteren Verbänden wie der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB), der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), dem Bund Naturschutz (BN), dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), der ÖDP, dem BürgerEnergieStammtisch und dem Biokreis e.V.
Johannes Schmidt von der KLB wies auf die EU-Pläne hin, die Risikoprüfung, Kennzeichnung und Nachverfolgbarkeit für mit neuer Gentechnik entwickelte Pflanzen abzuschaffen. Dies bedrohe nicht nur das Vorsorgeprinzip, sondern auch die Wahlfreiheit der Verbraucher.
Die Referentin des Abends, Dipl. Agraringenieurin Barbara Endraß, Biobäuerin aus Oberschwaben und seit vielen Jahren aktiv im Bündnis gentechnikfreie Landwirtschaft Baden-Württemberg, beleuchtete in ihrem Vortrag die aktuellen Entwicklungen und die Gefahren einer Deregulierung. Sie erläuterte die bestehenden Sicherheitsstandards in der Gentechnikgesetzgebung, die auf strengen Vorschriften beruhen: Risikobewertungen, Nachweisverfahren, Monitoring, Rückverfolgbarkeit und die Kennzeichnungspflicht für Saatgut sowie Lebens- und Futtermittel. Diese Regelungen seien notwendig, einen rechtlichen wie auch ethischen Rahmen zu gewährleisten.
„Diese Standards stören jedoch die Geschäftsinteressen von Chemie- und Saatgutkonzernen, die zunehmend Druck auf die Politik ausüben, die Regeln zu lockern“, erklärte Endraß. Der Vorschlag der EU-Kommission aus dem Jahr 2023 zur Deregulierung des Gentechnikrechts ermögliche es, neue Gentechniken ohne strenge Prüfungen auf den Markt zu bringen.
Die Biobäuerin machte deutlich:
„„Die Landwirtschaft darf nicht zum Instrument der Industrie und abhängig von dieser werden. Die Patente sorgen dafür, dass der freie Zugang zu Saatgut und Genreserven gefährdet wird. Ich möchte auch in Zukunft gentechnikfreie Lebensmittel erzeugen und möchte mir diese Freiheit nicht nehmen lassen.“”
Auch eine Umfrage zeigte, dass 84% der Bürger*innen eine Kennzeichnung von Gentechnik in Lebensmitteln fordern.
In anschließender Diskussion äußerten Vertreter*innen verschiedener Organisationen ihre Besorgnis. Ronja Zöls-Biber vom Biokreis e.V. warnte vor der Gefahr für die Ökolandwirtschaft und betonte, dass ohne klare Regeln keine Rückkehr möglich sei. Karl Haberzettl vom BN kündigte eine Kampagne an, um die Politik durch öffentliche Unterstützung zu bewegen. Josef Schmid von der AbL erklärte, dass die Versprechungen der Gentechnik als Lösung für den Klimawandel unrealistisch seien und dass traditionelle Anbaumethoden nicht gefährdet werden dürften.Abschließend forderte Endraß die Teilnehmer*innen auf, sich aktiv einzubringen und die Politik zum Handeln zu bewegen, um eine Zukunft mit gentechnikfreien Lebensmitteln zu sichern.