„Bauer sein ist für mich das größte“

P. R. am 05.08.2020

Felderbegehung juli 2020 tk 45 Biokreis e.V.

Der Diözesanvorsitzende der Katholischen Landolkbewegung (KLB) im Bistum Passau, Walter Dankesreiter, ist Land- und Forstwirt und betreibt Ökolandbau aus tiefer Überzeugung heraus. Ein Porträt.

Kuhli geht’s, Kuhli geht´s“. Mit lei­ser, aber bestimm­ter Stim­me treibt er 60 Fleck­vieh­kü­he zurück in den Stall, eine Kuh nach der ande­ren folgt dem ver­trau­ten Ruf von Bio­bau­er Wal­ter Dan­kes­rei­ter. Die Kühe haben die laue Som­mer­nacht dösend, wie­der­käu­end und gra­send auf der Wei­de ver­bracht. Sie wir­ken zufrie­den wie eine Hor­de Nacht­schwär­mer, die nach einem ereig­nis­rei­chen Abend beschwingt ihren Heim­weg antritt. Man­che Kühe freu­en sich über den Frei­lauf so sehr, erzählt Dan­kes­rei­ter, dass sie Luft­sprün­ge machen. Er ist froh, dass es ihnen gut geht, dass sie Wei­de­gang haben und sich im Lauf­stall jeder­zeit bewe­gen kön­nen. Denn auch Kühe ent­wi­ckeln Lebens­freu­de, wenn sie man sie lässt. Es ist gleich 6 Uhr und über der sanf­ten Hügel­land­schaft rund um den Hof­bau­ern-Hof in Otters­kir­chen, dem Wohn- und Arbeits­ort von Wal­ter Dan­kes­rei­ter, erhebt sich die wär­men­de Morgensonne. 

Dan­kes­rei­ter ist hier ein bekann­ter Name. Der 55-jäh­ri­ge ist nicht nur Bio­bau­er, son­dern er mischt sich auch seit Jah­ren in das poli­ti­sche und gesell­schaft­li­che Leben in der Regi­on ein. Frü­her war er in der Land­ju­gend enga­giert, für die ÖDP bezie­hungs­wei­se die ÜW sitzt er im Kreis­tag und Markt­ge­mein­de­rat, für die Katho­li­sche Land­volk­be­we­gung (KLB) im Bis­tum Pas­sau ist er als Diö­ze­san­vor­sit­zen­der aktiv. Die Otters­kir­che­ner Pfarr­ge­mein­de ist die Hei­mat für sei­nen Glau­ben und sein Christ­sein. Dan­kes­rei­ter führt ein Leben zwi­schen Gül­le­gru­be, Gemein­de­rat und Got­tes­dienst. Wal­ter Dan­kes­rei­ter ist ein beschei­de­ner und boden­stän­di­ger Mann, er ist ger­ten­schlank und hat weiß­grau­es Haar. Er redet wenig, sagt aber viel. Auf­ge­wach­sen ist er auf dem elter­li­chen Hof in Tie­fen­bach im Land­kreis Pas­sau. Nach sei­ner Hei­rat ver­schlug es ihn zwölf Kilo­me­ter wei­ter west­lich nach Otters­kir­chen, wo sei­ne Frau auch einen Hof bewirt­schaf­te­te, mit dem Ergeb­nis, dass fort­an zwei Höfe bewirt­schaf­tet wur­den. Am Anfang auch mit Hil­fe der rüs­ti­gen Eltern. Als Dan­kes­rei­ters Vater ein Pfle­ge­fall wur­de und als vor neun Jah­ren die Töch­ter sei­nes ver­stor­be­nen Bru­ders Obhut in der Fami­lie fan­den, muss­ten schwe­re Zei­ten gemeis­tert wer­den. Aber es hat sich gelohnt, durch­zu­hal­ten”, betont Dan­kes­rei­ter. Der Hof sei­ner Frau wur­de bereits an Juni­or Micha­el, der eine Aus­bil­dung zum Land­wirt­schafts­meis­ter gemacht hat, über­ge­ben — sehr zur Freu­de der gesam­ten Fami­lie, denn die Land­wirt­schaft hat an die­sem Fle­cken Erde im Nor­den Pas­saus eine lan­ge Tra­di­ti­on. Es ist schon ein wenig län­ger her, da hat der Gemein­de­pfar­rer die Fami­li­en­ge­schich­te detail­liert rekon­stru­iert und auf­ge­schrie­ben, sie reicht zurück bis ins 16. Jahr­hun­dert. Micha­el kann und will das. Dass er da ist, ist Gold wert. Er ist nicht mehr weg­zu­den­ken“, fin­det Dan­kes­rei­ter nur loben­de Wor­te über sei­nen stroh­blon­den Spross, der ein Abzieh­bild von ihm sein könn­te. Sein älte­rer Sohn Sebas­ti­an arbei­tet als im IT-Bereich einer Regens­bur­ger Fir­ma. Bei­de Töch­ter sind in Ausbildung. 

Die Grün­de des Höfester­bens sind so facet­ten­reich wie das Bau­ern­le­ben selbst

Vie­le Men­schen schät­zen Dan­kes­rei­ters freund­li­che, ver­bind­li­che Art, die viel­leicht aus sei­ner Ver­wur­ze­lung resul­tiert, am Ort und im Glau­ben an Jesus Chris­tus. Mit­un­ter zu unchrist­lichs­ten Tages- und Nacht­zei­ten schraubt er in sei­ner spär­li­chen Frei­zeit an defek­ten e‑Autos her­um und bringt sie zum Lau­fen, eben­so wie sich selbst, wenn er mal wie­der zu einem Mara­thon auf­bricht. Sei­ne per­sön­li­che Best­mar­ke gelang ihm vor 13 Jah­ren, die 42 Kilo­me­ter lief er in 2,48 Stun­den. Ein­mal war er sogar 106 Kilo­me­ter am Stück auf den Bei­nen, elf Stun­den hat er dafür gebraucht. Noch län­ger dau­ert meis­tens der Arbeits­tag am Hof­bau­ern-Hof. Als Bio­land­wirt braucht man eine Pfer­de­lun­ge, das bäu­er­li­che Leben ist bei Lei­be kein Pony­hof. Und kein Tag ist gleich. Es gibt viel Ärger, Müh­sal und Sor­ge über aller­lei Wid­rig­kei­ten des Hof­le­bens, und sei es nur die neue Gül­le­ver­ord­nung oder Pro­ble­me mit dem Draht­wurm, der heu­er den Mais umbringt. Wenn es mensch­lich ein­mal kri­selt, muss die Arbeit trotz­dem getan wer­den. Wenn man Dan­kes­rei­ter beim Reden zuhört, was alles anfällt an Arbeit, an was alles zu den­ken ist, ent­steht ein unge­fäh­rer Ein­druck des Lebens­ge­fühls des moder­nen Bau­ern, der medi­al mit­un­ter als Buh­mann her­hal­ten muss und mit­ver­ant­wort­lich für aller­lei Fehl­ent­wick­lun­gen gemacht wird, Stich­wort Arten­ver­lust und Kli­ma­wan­del. Dabei gehört er selbst zu einer aus­ster­ben­den Spe­zi­es. Dan­kes­rei­ter hat vie­le Land­wir­te in Otters­kir­chen gehen, vie­le Bau­ern­hö­fe ster­ben sehen. Sie haben auf­ge­ge­ben, weil sie über­for­dert waren, weil kein Nach­fol­ger in Sicht war, weil das Geschäft vor allem für die Klei­nen ihrer Zunft immer unsi­che­rer wird. Von der Büro­kra­tie mal ganz zu schwei­gen. Es braucht ja teil­wei­se ein Hoch­schul­stu­di­um, wenn nicht einen Dok­tor­grad in Agrar­wirt­schaft, um Schritt mit dem Ver­ord­nungs­wirr­warr hal­ten, geschwei­ge denn es ver­ste­hen kön­nen. Die Grün­de des Höfester­bens sind so facet­ten­reich wie das Bau­ern­le­ben selbst. Gera­de aktu­ell wird um die Ecke wie­der ein alter Hof ver­kauft, in Mak­ler-Pro­sa auf einem Online-Por­tal als Land­wirt­schaft­li­ches Anwe­sen“ ange­prie­sen. 24 Hekt­ar Grund nähe Pas­sau für 730.000 Euro. Recht viel Land­wirt­schaft wird es dort aber sicher nicht mehr geben. Ande­rer­seits: Es gibt auch vie­le Vor­zü­ge und tröst­li­che Momen­te im Bau­ers­le­ben, das wird bei den Dan­kes­rei­ters deut­lich. Es gibt Tie­fe, Erha­ben­heit und manch­mal sogar Spi­ri­tua­li­tät zu ent­de­cken, im Zusam­men­spiel von Mensch und Tier, im Wer­den und Ver­ge­hen der Din­ge und in den Kreis­läu­fen der Natur. Den wür­zi­gen Duft einer frisch gemäh­ten Wie­se zu rie­chen, die Genug­tu­ung nach einem voll­brach­ten Tag­werk zu emp­fin­den, sol­che psy­chi­schen oder see­li­schen Zustän­de ken­nen die Büro- und Fabrik­ar­bei­ter die­ser Nati­on meis­tens nur aus Erzäh­lun­gen. Das spen­det Kraft und Zuver­sicht. Ein Auf­ge­ben wird es für Wal­ter Dan­kes­rei­ter des­we­gen nicht geben. Trotz aller Pro­ble­me ist Bau­er nach wie vor sein Traum­be­ruf: Bau­er sein, ist für mich das größte.“

Jeden Mor­gen wer­den die Kühe gemol­ken und die Lie­gen­bo­xen gesäu­bert. Der rund­erneu­er­te, luf­ti­ge und von Sohn Micha­el geplan­te Stall ist prak­tisch und modern ein­ge­rich­tet. Zwei mal täg­lich wer­den die Kühe im Melk­stand gemol­ken. Hier am Hof sucht man ver­geb­lich nach dem neu­es­ten Tech­nik-Schnick­schnack, wie Robo­ter, die jede Kuh beim Namen ken­nen, gekonnt durch logis­tisch per­fekt ange­leg­te Milch­stra­ßen füh­ren und voll­au­to­ma­ti­siert abmel­ken. Hier am Hof legt man noch selbst die Hand an. Alles ande­re wäre viel zu teu­er und wür­de irgend­wie auch nicht hier­her pas­sen, in die­ses ursprüng­li­che Bau­ern-Klein­od im Zen­trum von Otters­kir­chen. Robo­ter sind für Dan­kes­rei­ter kei­ne agrar­tech­ni­sche Sen­sa­ti­on, sie sind vor allem ein Sym­bol für ein krank­haf­tes Ratio­na­li­sie­rungs­stre­ben. Er selbst möch­te nicht kom­plett hin­ein­stol­pern in die gefähr­li­che Spi­ra­le des Wach­sens oder Wei­chens“, wie er sagt. In die Fal­le des Immer grö­ßer und immer mehr, auch Bio­hö­fe sind davor nicht gefeit. Dan­kes­rei­ters Betrieb hat­te vor 10 Jah­ren noch 35 Kühe, inzwi­schen sind es 65 und damit um eini­ges mehr als der bay­ri­sche Durch­schnitt. Neben­er­werbs­be­trie­be hal­ten meis­tens weni­ger Tie­re, Haupt­er­werbs­be­trie­be umso mehr. Inzwi­schen gibt es vie­le Betrie­be auch in Bay­ern mit mehr als hun­dert Kühen. Mehr noch: Geht es nach so man­chem Agrar­vi­sio­när, müss­te Dan­kes­rei­ter, der heu­te 60 Kühe hält und damit deut­lich mehr als der baye­ri­sche Durch­schnitts­bau­er, eines Tages 500 Kühe besit­zen, um wirt­schaft­lich zu blei­ben. Die­se Ent­wick­lung fin­det Wal­ter Dan­kes­rei­ter nicht gut. Die Annah­me hin­ter die­sem Expan­si­ons­ge­dan­ken ist, dass nur gro­ße Betrie­be Kos­ten sen­ken und in glo­ba­len Märk­ten über­le­ben kön­nen. Dan­kes­rei­ter ist ein erklär­ter Geg­ner die­ser kapi­ta­lis­ti­schen Markt­lo­gik, für die Land­wirt­schaft ledig­lich Pro­duk­ti­on ist. Was wäre die Alter­na­ti­ve? Sinn­voll wären vie­le klei­ne Hof­struk­tu­ren, mit der Aus­sicht, von der eige­nen Land­wirt­schaft leben zu kön­nen“, betont er und schiebt nach: Die Zukunft der Land­wirt­schaft ist für mich bio­lo­gisch.“ Denn bio­lo­gisch sei schöp­fungs­be­wah­rend, lang­le­big, bes­ser für Mensch, Tier und Natur. Frei nach dem Mot­to: Bebau­en, bewirt­schaf­ten, aber bewahren. 

Öko“ ist im Gegen­satz zu frü­her kein Schimpf­wort mehr

1982 hat er die Wei­chen in Rich­tung Öko­hof gestellt und einen geschlos­se­nen Betriebs­kreis­lauf geschaf­fen: Mit den Flä­chen, die er hat, füt­tert er das Vieh und mit Mist und Gül­le, die ent­steht, ver­sorgt er die Flä­chen. Dan­kes­rei­ter kauft ledig­lich koh­len­sauren Kalk respek­ti­ve Stein­mehl zu, als Bei­mi­schung zur Gül­le, um die Mine­ra­li­en zu erset­zen, die dem Boden ent­zo­gen wor­den sind und die Ver­saue­rung des Bodens zu ver­hin­dern. Im Acker­bau gelingt es ihm, trotz eines rela­tiv hohen Anteils an Wild­kräu­tern, gute Erträ­ge zu erzie­len. Nie­mals hat er die­sen Schritt bereut. Dan­kes­rei­ter ist mit dem Wech­sel der Wirt­schafts­wei­se dem kon­ven­tio­nel­len Hams­ter­rad ent­kom­men, mit der Aus­brin­gung von Kunst­dün­gern und Spritz­mit­teln, mit dem stän­di­gen Wech­sel aus Pro­duk­ti­on, Über­an­ge­bot, dar­aus resul­tie­ren­dem Preis­ver­fall, noch mehr Pro­duk­ti­on und Dün­ger­ein­satz. Für ihn treibt die kon­ven­tio­nel­le Land­wirt­schaft in die fal­sche Rich­tung: Sie ist ein­fach zu wenig nach­hal­tig.“ Er sagt das im Brust­ton der Über­zeu­gung, aber in dem Wis­sen, dass das nicht alle Bau­ern so sehen wie er — nur ca. zehn Pro­zent der land­wirt­schaft­li­chen Betrie­be in Bay­ern arbei­ten bio­lo­gisch. Umso mehr wirbt er dafür, dass noch mehr kon­ven­tio­nel­le Land­wir­te die­ses Kon­zept aus­pro­bie­ren. Was Dan­kes­rei­ter Hoff­nung macht, sind die Zei­chen der Zeit. Öko“ ist im Gegen­satz zu frü­her kein Schimpf­wort mehr, son­dern gesell­schaft­lich salon­fä­hig, gera­de bei jun­gen, gut aus­ge­bil­de­ten Men­schen. Im Land­kreis Pas­sau gibt es ein paar klu­ge Initia­ti­ven, wie den Ver­ein ebbs­guads“, eine Art Online-Händ­ler für regio­na­le Bio­er­zeug­nis­se. Der Land­kreis hat auch eine Refe­ren­tin für das The­ma Öko­mo­dell-Regi­on beschäf­tigt, die sen­si­bi­li­sie­ren, infor­mie­ren und über­zeu­gen soll. 

Wie­so sprin­gen trotz­dem nicht mehr Bau­ern auf den Öko­zug auf? Für man­che Bran­chen­ex­per­ten gibt es ja eine Art Land­wir­te-Dilem­ma. Wirt­schaf­ten die Bau­ern so, dass sie über­le­ben kön­nen, ver­lie­ren sie in wei­ten Tei­len der Bevöl­ke­rung an Wert­schät­zung. Wirt­schaf­ten sie so, wie es ein Groß­teil der Bevöl­ke­rung erwar­tet, bio­lo­gisch und regio­nal, dann haben sie auf dem Markt eine schlech­te Posi­ti­on, weil bis­wei­len Ver­mark­tungs­mög­lich­kei­ten feh­len und kei­ne ange­mes­se­nen Prei­se für die Erzeug­nis­se gezahlt wer­den. Und tat­säch­lich ist die Rea­li­tät, dass wir von einem fai­ren und umwelt­freund­li­chen Lebens­mit­tel­sys­tem, nach dem Mot­to Vom Hof auf den Tisch“, noch weit ent­fernt sind. Das Ergeb­nis: gegen­sei­ti­ge Schuld­zu­wei­sun­gen und Bau­ern­pro­tes­te, so wie kürz­lich, als sich meh­re­re Bau­ern vor einem SPD-Abge­ord­ne­ten­bü­ro in Pas­sau ver­sam­melt haben. Das muss auf­hö­ren“, for­dert Dan­kes­rei­ter. Er selbst ist ja ein Posi­tiv­bei­spiel dafür, dass Bio als Kon­zept auf­ge­hen kann. 

Mann kann leben als Bio-Land­wirt, auch wenn die Fami­lie hart dafür arbei­ten muss, wie auf jedem Bau­ern­hof. Die Dan­kes­rei­ters bil­den da kei­ne Aus­nah­me. Wir kön­nen uns nicht beschwe­ren“, betont Dan­kes­rei­ter. Von der Mol­ke­rei gibt es aktu­ell 50 Cent für den Liter Bio­milch, auch wenn der Preis durch­aus schwan­ken kann. Die Direkt­ver­mark­tung ab Hof kos­tet 80 Cent. Oft fah­ren orts­an­säs­si­ge Kin­der mit dem Rad vor­bei und holen die Milch mit Fla­schen und Kan­nen ab. Der Milch­ver­kauf bringt mit wei­tem Abstand die meis­ten Ein­nah­men, dazu kommt die Tier­ver­mark­tung, vom Schlach­ter gibt es sta­bi­le drei bis vier Euro pro Kilo pro Kuh. Gut für die Gewin­ne der Öko­be­trie­be: der Bio­auf­schlag von 50 Cent pro Kilo. Auf Dan­kes­rei­ters Betrieb in Tie­fen­bach wird vor allem Nach­zucht und Mast­vieh und Spei­se­ge­trei­de erzeugt. Auch der Son­nen­strom, den Dan­kes­rei­ter ver­kauft, ist ein gutes Ein­kom­men. Außer­dem arbei­tet er für den Land­schafts­pfle­ge­ver­band und mäht Streu­wie­sen. Schließ­lich sind da noch die staat­li­chen Prä­mi­en wie die Aus­gleich­zu­la­ge, die Öko‑, Grund- und die Wei­de­prä­mie, die aber ins­ge­samt weni­ger ins Gewicht fal­len. In ande­ren Betrie­ben machen die­se Ein­nah­men aber einen Groß­teil ihres Ein­kom­mens aus — für Dan­kes­rei­ter ein unge­rech­tes Sys­tem: Die klei­nen Betrie­be müs­sen mehr erhal­ten, damit sie wei­ter­ma­chen. Die gro­ßen Betrie­be muss man stut­zen, damit sie nicht noch grö­ßer wer­den. Und das Wich­tigs­te: Eine Aus­rich­tung auf Nach­hal­tig­keit, Umwelt­schutz und Öko­land­bau. Das wäre für mich das rich­ti­ge Sys­tem für Direkt­zah­lun­gen an die Land­wir­te.“ Den Ein­nah­men ste­hen aller­lei Kos­ten gegen­über. Es gibt immer etwas zu tun am Hof, was Geld ver­schlingt, sei es für Repa­ra­tu­ren oder Aus­bes­se­rungs­ar­bei­ten. Der Was­ser­ver­brauch ist immens. Zu Spit­zen­zei­ten säuft jede Kuh täg­lich bis zu 120 Liter. Und immer­zu muss inves­tiert wer­den: in Maschi­nen, Per­so­nal und Infrastruktur. 

Kenn­zei­chen von Bio”: Der sorg­sa­me Umgang mit dem Leben und Lebendigem

Und trotz­dem: Bio“ ist für Dan­kes­rei­ter die bes­se­re Wirt­schafts­wei­se, weil sie nicht nur pro­fi­ta­bel sein kann, son­dern neben­bei auch enkel­ver­träg­lich ist – auch nach­fol­gen­de Gene­ra­tio­nen kön­nen gut von und mit ihr leben. Es ist ja gleich­zei­tig ein bäu­er­li­cher und christ­li­cher Urge­dan­ke, dass sorg­fäl­tig mit dem über­nom­me­nen Gut der Vor­fah­ren umge­gan­gen wird, in dem ste­ti­gen Bestre­ben, ihn in mög­lichst glei­chem oder bes­se­ren Zustand wei­ter­zu­ge­ben. In die­sem Geis­te möch­te er sei­nen Hof in Tie­fen­bach sei­nem Fili­us wei­ter­ge­ben, der genau wie sei­ne Eltern, bei­de Höfe bewirt­schaf­ten möch­te. Es gibt da ein Bibel­zi­tat, an das Wal­ter Dan­kes­rei­ter manch­mal den­ken muss, weil es in Ver­öf­fent­li­chun­gen der Katho­li­schen Land­volk­be­we­gung vor­kommt und weil es ihn direkt in sei­ner Eigen­schaft als Bau­er anspricht und her­aus­for­dert: Macht euch die Erde unter­tan”, sprach Gott zum Men­schen in einer der bei­den bibli­schen Schöp­fungs­ge­schich­ten. Für ihn ist die­ses Zitat kein Frei­brief für eine gren­zen­lo­se Aus­beu­tung der Res­sour­cen. Im Gegen­teil: Der Herr­gott hat uns die Erde nur gelie­hen, wir sind prak­tisch ihr Gärt­ner.“ Sei­ne Art, das Land zu bewirt­schaf­ten, wirkt im christ­li­chen Geist. Sie drückt sich aus im sorg­sa­men Umgang mit dem Leben und Leben­di­gem, mit Mensch, Erde und Tier. Wir leben ja in Zei­ten, in denen Embryo­nen trans­fe­riert und die bes­te Kuh mit dem bes­ten Stier gekreuzt wer­den, um den Ertrag zu stei­gern – für Dan­kes­rei­ter ist genau das kein Aus­weis von Schöp­fungs­ver­ant­wor­tung. Ob Arten­viel­falt, Res­sour­cen­schutz oder Kli­ma­wan­del, mehr staat­li­che Len­kung wird nötig sein, um nen­nens­wer­te Fort­schrit­te in allen Berei­chen zu erzie­len. Dan­kes­rei­ter nennt es Sozi­al­po­li­tik im Sin­ne von Mensch- und Tier­wohl gegen Wachs­tum um jeden Preis. Er for­dert mehr staat­li­che Hono­rie­rung für Bio­bau­ern, etwa durch refor­mier­te Direkt­zah­lun­gen. Und er regt eine Grö­ßen­brem­se als agrar­po­li­ti­sches Instru­ment gegen den Preis­kampf an, der erwie­se­ner Maßen alle Markt­teil­neh­mer zer­mürbt. Dann wäre es nicht mehr mög­lich, dass man bil­lig auf Mas­se pro­du­ziert“, argu­men­tiert er. Es brau­che aber auch Lie­fer­ket­ten­ver­ein­ba­run­gen, für Fair­ness ent­lang der Wert­schöp­fungs­ket­te, auch bei Impor­ten und Expor­ten. Es geht um das gro­ße Ganze. 

Dan­kes­rei­ter hat vor Jah­ren, es muss noch wäh­rend sei­ner land­wirt­schaft­li­chen Aus­bil­dung gewe­sen sein, an einem Wett­kampf im Bereich Pflan­zen­be­stim­mung teil­ge­nom­men. Dass er ihn auch gewon­nen hat, wird beim Wei­de­rund­gang, den er ein­mal pro Woche macht, mehr als deut­lich. Weiß­klee, Schaf­gar­be, Lab­kraut, Taub­nes­sel, Rot­klee, Spitz­we­ge­rich, Kna­ben­kräu­ter, Pip­pau, Hah­nen­fuß, Horn­klee – sol­ches Gewächs kennt er aus dem Eff­eff. Er ist froh dar­über, dass zum Teil vom Aus­ster­ben bedroh­te Pflan­zen hier nicht dem Gift­tod geweiht sind. Heu­schre­cken, Hum­meln, Käfer, Schmet­ter­lin­ge und Wild­bie­nen sind auf die­ser Wie­se eben­so daheim wie vie­le Vogel­ar­ten. Jeder pro­fi­tiert von ihr. Die Natur ist ein leben­di­ges Sys­tem, das zu schüt­zen ist. Alles hängt mit allem zusam­men“, sagt Dankesreiter.

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