Die Bedeutung der vier Adventssonntage

P. R. am 10.12.2020

Krippe 2020

Violett, violett, rosa, violett – so lassen sich die vier Sonntage im Advent nach den liturgischen Farben zusammenfassen. Doch dahinter steht noch viel mehr. Katholisch.de erklärt, was.

Der ers­te Sonntag

Mit dem ers­ten Sonn­tag im Advent beginnt für die Chris­ten auch das neue Kir­chen­jahr. Die Anfangs­wor­te des Ein­gangs­ge­sangs der Mes­se (latei­nisch Intro­itus”) ste­hen dabei für die The­ma­tik des jewei­li­gen Got­tes­diens­tes. Der ers­te Sonn­tag beginnt mit Psalm 25 Ad te leva­vi ani­mam meam” – Zur dir erhe­be ich mei­ne See­le”. Er han­delt vom Ver­trau­en und der Treue zu Gott. Die lit­ur­gi­schen Tex­te in den Evan­ge­li­en erzäh­len am ers­ten Sonn­tag von der Wie­der­kunft Chris­ti am letz­ten Tag.

Im Jahr 2019/2020, dem Lese­jahr A, stammt, das Evan­ge­li­um von Mat­thä­us. So wer­den an die­sem Sonn­tag, wie auch am Groß­teil der Sonn­ta­ge in die­sem Jahr, die Tex­te aus dem Mat­thä­us­evan­ge­li­um vor­ge­le­sen. Das Kom­men des Men­schen­soh­nes, wie auch die dafür nöti­ge Wach­sam­keit und Bereit­schaft der Glau­ben­den sind Haupt­the­men von Mt 24, 29 – 44.

Für Chris­ten beginnt am ers­ten Sonn­tag im Advent die Zeit des War­tens, der Hoff­nung, der Vor­be­rei­tung. Lie­der wie Wachet auf, ruft uns die Stim­me” oder O Hei­land, reiß die Him­mel auf” kün­den von der Ankunft und Mensch­wer­dung Got­tes an Weih­nach­ten. Im Weih­nachts­fest­kreis hat das Kir­chen­jahr sei­nen ers­ten Höhepunkt.

Der zwei­te Sonntag

Das War­ten und die Ankunft ste­hen im Zen­trum des zwei­ten Advents­sonn­ta­ges. Im Evan­ge­li­um wird Johan­nes der Täu­fer in den Fokus genom­men. Mat­thä­us, Mt 3, 1 – 12, vor dem Auf­tre­ten Jesu steht die Pre­digt des Johan­nes. Er sieht sei­ne Auf­ga­be dar­in, die Men­schen auf das Kom­men des Mes­si­as vor­zu­be­rei­ten und zur Umkehr zu rufen –mit durch­aus dras­ti­schen Worten.

An die­sem Advents­sonn­tag sind die Men­schen eben­falls zur Umkehr auf­ge­ru­fen. Sie sol­len sich an die­sem Tag noch mehr auf das Kom­men des Herrn ein­las­sen. Demü­tig war­tend und auf die Zei­chen achtend.

Der drit­te Sonn­tag: Gau­de­te! – Freut Euch!

Der drit­te Sonn­tag im Advent unter­schei­det sich schon farb­lich von den ande­ren. Statt Vio­lett kann der Pries­ter an die­sem Tag die lit­ur­gi­sche Far­be Rosa als auf­ge­hell­tes Vio­lett tra­gen. Eini­ge Men­schen haben an ihrem Advents­kranz auch für den 3. Advent eine rosa Ker­ze. Die­ser Brauch ist vor allem in Irland und Eng­land beliebt. Vie­len ist die­ser Sonn­tag auch unter dem Namen Gau­de­te” (latei­nisch Freut Euch!”) bekannt. Das kommt aus dem Ein­gangs­ge­sang, der es in sich hat: Gau­de­te in Domi­no sem­per!” – ” Freut euch im Herrn alle­zeit!” Die­ser Vers aus dem Phil­ip­per­brief sagt: Der Herr ist nahe, es dau­ert nicht mehr lan­ge. Der Impe­ra­tiv ver­stärkt die Intention.

Am ver­gan­ge­nen zwei­ten Sonn­tag im Advent ging es um die har­sche Umkehr­pre­digt des Johan­nes. Heu­te erfah­ren die Gläu­bi­gen, wie Jesus über ihn denkt. Im Evan­ge­li­um nach Mat­thä­us (Mt 1t, 2 – 11) geht es an die­sem Tag noch ein­mal um Johan­nes den Täu­fer, der die Men­schen auf die Ankunft des Mes­si­as vor­be­rei­ten soll. Meist wird es so ver­stan­den, dass Johan­nes im Gefäng­nis Zwei­fel an der Mes­sia­ni­tät Jesu kom­men. Ent­spricht Jesus nicht sei­nen Erwar­tun­gen, ist er ihm zu zurück­hal­tend? Mög­lich ist aber auch die um-gekehr­te Sicht: Johan­nes hört vom Auf­tre­ten Jesu und fragt sich, ob er viel­leicht der Kom­men­de“ ist.

Der Advents­sonn­tag sagt den Chris­ten: Freut euch! Etwas Gro­ßes wird pas­sie­ren. Jubelt, denn bald ist es so weit. Einen sol­che freu­di­gen Sonn­tag” gibt es auch nach der Halb­zeit der Fas­ten­zeit mit Blick auf Ostern, den 4. Fas­ten­sonn­tag Laet­a­re”.

Der vier­te Sonn­tag: Rorate

Rora­te cae­li desu­per, et nubes plu­ant ius­tum: aper­ia­tur ter­ra, et ger­mi­net Sal­va­torem.”– Tau­et, ihr Him­mel, von oben, ihr Wol­ken reg­net den Gerech­ten: Es öff­ne sich die Erde und spros­se den Hei­land her­vor.” Mit die­sen bezeich­nen­den und ein­dring­li­chen Wor­ten beginnt der letz­te Sonn­tag vor Hei­lig­abend und Weih­nach­ten. Die Zeit, dass der Hei­land kommt, ist fast da. Die Früh­mes­sen im Advent sind eben­falls nach die­sem Wort benannt, da sie tra­di­tio­nell mit dem Ein­gangs­vers begannen.

Das Evan­ge­li­um die­ses Tages (Mt1, 18 – 24) stellt Josef in den Mit­tel­punkt. Der Evan­ge­list Mat­thä­us stellt sei­nem Evan­ge­li­um neben einem Stamm­baum Jesu ein klei­nes Erzähl­dra­ma in fünf Akten vor­an, wor­in es dar­um geht, wer Jesus sei­nem Wesen nach ist. Das geschieht in fünf klei­nen Geschich­ten rund um die Geburt Jesu.

Mat­thä­us stellt sei­nem Evan­ge­li­um in den ers­ten bei­den Kapi­teln eine soge­nann­te Kind­heits­ge­schich­te vor­an. Eine sol­che wur­de damals oft Lebens­be­schrei­bun­gen gro­ßer Per­sön­lich­kei­ten vor­an­ge­stellt. Dar­in geht es nicht um his­to­ri­sche Details über Geburt und Kind­heit, son­dern um Gesamt­we­sens­merk­ma­le die­ser Per­son, um Anspie­lun­gen auf wich­ti­ge Ereig­nis­se ihres Lebens. Die­se Kind­heits­ge­schich­te erzählt Wah­res von Jesus, aber nicht genau so äußer­lich Gesche­he­nes, son­dern sie stimmt in Form von klei­nen lite­ra­ri­schen Erzäh­lun­gen ein, wer Jesus sei­nem Wesen nach ist. Mat­thä­us unter­legt die fünf The­men bzw. heil­vol­len Eigen­schaf­ten Jesu, auf die er ein­stim­men will, in Form von Schrift­zi­ta­ten, die jeweils klei­ne Erzähl­epi­so­den abschlie­ßen. Für die Mehr­heit sei­ner Gemein­de, die aus Juden­chris­ten besteht, ist die Schrift­ge­mäß­heit des Heils­wir­kens Got­tes in Jesus sehr wichtig.

Im Evan­ge­li­um bie­tet Mat­thä­us Josef als Weg­be­glei­ter zu Jesus an; er ist die ers­te Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­gur des Evan­ge­li­ums. Durch ihn nähern die Gläu­bi­gen sich Jesus, mit sei­nen Augen und noch mehr sei­nen Ohren. Josef han­delt: Er sorgt für Maria, und vor allem gibt er dem Kind den gott­ge­woll­ten Namen. Damit adop­tiert er das Kind im dama­li­gen Geset­zes­ver­ständ­nis und nimmt es als Vater offi­zi­ell an. Dazu gehört auch, dass Josef, der aus Davids Stamm ist, dadurch Jesus zum Sohn Davids“ macht, ein Titel, der in den Evan­ge­li­en häu­fig für Jesus bezeugt ist. Die Ehren­be­zeich­nung Sohn Davids“ unter­stützt das Bekennt­nis, dass Jesus der Mes­si­as ist. 

Von Julia Martin

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