Es blieb spannend bis zuletzt, „sollen, können, dürfen“ wir die Reise unternehmen, nachdem wir wegen der Pandemie die 5‑tägige Reise ins Rheinland schon absagen mussten. 27 Reiseteilnehmer wagten es und machten sich nach dem Reisesegen mit Maske im Bus, bei den Führungen und auf den öffentlichen Plätzen ohne Mindestabstand auf den Weg nach Südtirol.
Bei herrlichem Wetter, das uns alle drei Tage bescherte, kamen wir am Jochtal an und fuhren mit der Gondel auf 2000m Höhe zur schönsten Skihütte Südtirols. Nach dem Mittagessen konnte nachmittags auf dem Hochplateau die Fernsicht ins Eisack‑, Pustertal und den Dolomiten genossen werden. Die Fahrt ging weiter nach Brixen zur Unterkunft, in die neu renovierte Cusanus Akademie.
Am zweiten Tag, nach dem täglichen Morgenlob, durchfuhren wir das Eisacktal Richtung Bozen, auf Klobenstein (1150m) vorbei an Weinbergen und Obstplantagen und besuchten den Oberweidacherhof von Stefan Rottensteiner mit seinen Wagyurindern. Mit seinen 28 Jahren gehört er zu den jüngsten Rinderzüchtern Europas und zählt zu den erfahrensten Wagyzüchtern im deutschsprachigen Raum. 2014 kam dort via Embryotransfer sein erstes reinrassiges Wagyu-Kalb zur Welt. Er zählt zwischenzeitlich 60 Rinder, die er teilweise auch auf einem weiteren Hof am Gardasee grasen lässt. Zucht, Haltung und Fütterung sind sehr aufwendig und die Haltung dauert länger, dafür bekommt man ein Fleisch mit sehr fein verteilter Marmorierung, viel zarter und geschmackvoller als jedes andere Fleisch. Es gehört zu den teuersten Gourmetprodukten der Welt. Dass es den Rindern gut geht, sieht man am glänzenden Fell und an der Ausgeglichenheit!
Anschließend besuchten wir Bozen, die schöne Landeshauptstadt Südtirols mit seinen über 100 000 Einwohnern. Durch ihre Kessellage herrscht hier fast mediterranes Klima. Unser Stadtführer Stefan Renzler verstand es ausgezeichnet, Geschichte, Lebensweise im Mittelalter, aber auch religiöse Zusammenhänge kurzweilig und frisch zu erklären. Bozen gilt auch als wichtiger Begegnungsort zwischen dem deutsch- und dem italienischsprachigen Kultur- und Wirtschaftsraum.
Nach einer Zeit der freien Verfügung für die Reiseteilnehmer ging es wieder zurück nach Brixen. Am Abend saßen wir noch gemütlich beisammen, nicht wie gewohnt mit Singen und Tanzen, sondern ganz ruhig mit Urlaubsfotos von der Reisebegleitung über die Mecklenburgischen Seenplatte, das Ziel der Fahrt 2021. Mit schönen Witzen und Geschichten konnten wir mal wieder richtig lachen, aber auch Beiträge der Teilnehmer zu Umweltschutz kamen zur Sprache.
Am letzten Tag führte die Reise zur Festung Franzensfeste im Eisacktal. Sie wurde 1833 ‑1838 von Kaiser Ferdinand I erbaut und sollte die wichtige Verkehrsverbindung durch das Eisacktal über den Brenner nach Norden sichern. Das Bauwerk blieb jedoch unvollendet und wurde auch nie in kriegerische Ereignisse verwickelt.
Seit einigen Jahren kann sie besucht werden. In zwei Gruppen erspürten wir die Geschichte. Sahen die unterirdischen Gänge mit Küche, Räume der Schießscharten für die Kanonen, die Schlafräume für 60 Personen, aber auch, wer 451 Stufen, ohne Absatz zur hohen Festung hochging, die herrliche Aussicht über den Franzensfester Stausee, den Eisacktal von Sterzing bis Brixen.
Es blieb auch noch Zeit, die Ausstellung vom Bau des Brennerbasistunnels bei der Feste zu besuchen. Er wird entlang der Achse München – Verona zwischen Innsbruck und Franzensfeste die Alpen unterqueren und somit mit 64 km die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt werden. Fahrtzeit von Innsbruck nach Südtirol: 25 Minuten. Die Bauarbeiten sollen Ende 2028 abgeschlossen sein. Die Ausstellung zeigt die Bauweise von Sprengen und Bohren in den Berg aber auch Sicherung und weitere Arbeitsschritte. Die Kosten wurden bis 12 Mrd Euro veranschlagt.
Nach dem Mittagessen in Sterzing, genossen wir die Gassen mit seinen Häusern aus der späten Gotik und der Renaissance, mit seinen schattigen Laubengängen und den schönen Gasthausschildern. Auf dem Weg nach Hause legten wir noch eine Kaffeepause auf dem Parkplatz vor der Karlskirche (an der Autobahn bei Volders) ein, sie gilt als eine der schönsten Rokokobauten Tirols
Die Reiseteilnehmer bedankten sich beim beliebten, hervorragenden Busfahrer und KLB-Mitglied Toni Keneder und bei Theresia Göppinger für die gewohnt zufriedene, umsichtige, gelungene Reisebegleitung und wünschen sich, dass 2021 wieder zwei Fahrten angeboten werden. Wir durften wieder in einer sehr guten Gemeinschaft und gutem Geist unterwegs sein, mit dem Segen Gottes und guten Wünschen trennten wir uns und hoffen, dass wir 2021 wieder zusammen reisen können.
Theresia Göppinger, KLB-Bildungsreferentin