„Friede ist alle Wege in Gott, denn Gott ist der Friede. Und Friede will nicht gestört werden. Unfriede aber wird zerstört.“ Diese überlieferte Aussage von des Heiligen Bruder Klaus von Flüe stand als Motto über der Friedenswallfahrt der Katholischen Landvolkbewegung im Bistum Passau, die Anfang September stattfand. Einunddreißig Teilnehmer*innen aus der ganzen Diözese fanden sich zusammen, von Regen über Passau, Rottal und dem Raum Altötting. Unter der Reiseleitung von Johannes Schmidt setzten sie sich mit der Friedensbotschaft des Niklaus von Flüe und seiner Frau Dorothee auseinander und beteten um Frieden in der Welt. Geistliche Begleiterin war die Diplom-Theologin und neue Leiterin der Landvolkshochschlule Niederalteich Barbara J. Th. Schmidt.

Nach einer kurzen Andacht in der Autobahnkapelle Windach bei Landsberg und im Bus wurde die Pilgergruppe durch Impulse von Barbara Schmidt am ersten Tag eingestimmt auf das Thema der Wallfahrt und auf Bruder Klaus und Dorothee, die von Katholischer Landvolkbewegung KLB und Katholischer Landjugendbewegung KLJB als Patrone verehrt werden. Nach der Ankunft blieb noch etwas individuelle Zeit, sich auf den „Kraftort Flüeli“ einzustellen, bevor eine Abendimpuls in der Hauskapelle im „Hotel Klausenhof“ einen offiziellen Schlusspunkt setzte. Beginnend mit einem kurzen Morgenlob in der Hauskapelle meditierte die Pilgergruppe den Weg der Visionen, der von Geburtshaus und Wohnhaus in Flüeli über die Matten zur Grabkirche von Bruder Klaus nach Sachseln führt. Barbara Schmidt trug hier die den Stationen zugeschriebenen Texte vor und interpretierte sie.
Eine Führung durch den Förderverein Bruder Klaus und Dorothee Wyss durch Grabkirche und Grabkapelle brachte das heiligmäßige Ehepaar allen noch näher. Aufschlussreich war auch der Besuch des Bruder-Klaus-Museums in Sachseln.
Am Nachmittag pilgerte dann die Gruppe in die Ranftschlucht zur Einsiedelei von Bruder Klaus. In einer Wortgottesfeier in der Kapelle neben der Zelle des Einsiedlers bat die Gruppe um Frieden in der Ukraine und in allen anderen Kriegsherden der Welt.
In der Auslegung des Tagesevangeliums, das vom Disput der Pharisäer mit Jesus berichtete, weil die Jünger an einem Sabbat durch die Kornfelder gingen und Ähren abrissen und aßen, um ihren Hunger zu stillen betonte Barbara Schmidt, dass es den Pharisäern wohl ums Prinzip ging, um enge Gesetzesauslegung. Der Sabbat sei als Ruhetag eigentlich als Wohltat gedacht, bei dem es um mehr als um Freizeit geht. Fromme jüdische Familien feiern den Sabbat als Tag der Freude am Bund mit Gott, als ein Geschenk der Freiheit. Die Pharisäer machten aus dem Geschenk ein Gesetz. Aus dem „du darfst“ wurde ein „du musst“. Jesus aber verdeutlicht mit seiner Verteidigung des Körner Essens um den Hunger zu stillen, das „der Mensch mit seinen Bedürfnissen wichtiger ist als bloße Befolgen des Gesetzes.
Schaut man sich in Flüeli um, fällt immer wieder der Blick auf das Bergmassiv des Pilatus, der mit seinen 2132 m eindrucksvoll über Luzern und dem Vierwaldstätter See emporragt. Dieser imposante Gipfel war am zweiten Tag Ziel der Pilgergruppe, um die Schönheit der Schöpfung zu bewundern. Mit der steilsten Zahnradbahn der Welt (48 % Steigung) ging es am zweiten Aufenthaltstag in Flüeli von Alpnachstad hinauf zur Bergstation, von wo man einen herrlichen Blick in das Schweizer Voralpenland Richtung Zürich, auf den Vierwaldstätter See und die Innerschweizer Bergwelt genießen konnte. Das Gipfelplateau ist mit in die Felsen geschlagenen Wegen und Tunnel so erschlossen, dass auch Leute mit Gehproblemen die Erhabenheit der Bergwelt bestaunen konnten. Am Nachmittag besichtigte die Pilgergruppe noch das Geburts- und Wohnhaus von Niklaus von Flüe im Ort Flüeli.
Ein spiritueller Höhepunkt war die Wortgottesfeier mit Agapefeier am Spätnachmittag in der Hauskapelle des Hotels Klausenhof, geleitet von Barbara Schmidt. Bezugnehmend auf die Lesungen und das Evangelium des Tages, stellte Barbara Schmidt in ihrer Ansprache fest, dass man mit Dorothee und Bruder Klaus zwei Menschen vor Augen habe, die viel losgelassen haben. Dieses Loslassen bedeutete Freiheit, aber keine Freiheit, die sich alle Möglichkeiten offen hält, sondern eine Freiheit, die sich von Besitz, Karriere, Sicherheiten und Geborgenheit trennt. Bruder Klaus und Dorothee lebten aus einem tiefen Gottvertrauen. Deshalb haben sie im Gebet auf Gott gehört und die gewohnten Wege verlassen. Auch unsere Zeit brauche Gottvertrauen, Besinnung und Besonnenheit, um eine Zukunft für alle Menschen und Geschöpfe zu haben. Bruder Klaus gewann in der Stille der Einsiedelei und in seinem Suchen nach dem „Einig-Wesen“ mit Gott die Weisheit dafür. Dies kann auch uns heutigen Menschen in Kirche und Gesellschaft, Politik und Wirtschaft Vorbild, Inspiration und Hoffnung sein.
Den Abend nutzten etliche Teilnehmer*innen, um noch einmal das besondere Flair des „Kraftortes“ Flüeli mit der Melchaschlucht Ranft auf sich wirken zu lassen. Auf der Heimfahrt wurde noch kurz Station gemacht bei der „Hohlen Gasse“ in Küssnacht und in Einsiedeln. Eine Abschlussandacht nochmals in der Autobahnkapelle Windach beendete die rundum gelungene Pilgerfahrt der Kath. Landvolkbewegung Passau. Für die umsichtige und sichere Fahrt und den guten Service während der Fahrt dankte Reiseleiter Johannes Schmidt dem Busfahrer Klaus Heininger. 2024 soll voraussichtlich die nächste Wallfahrt stattfinden.
Text und Fotos: Johannes Schmidt