Stellungnahme der KLB Passau e.V. zur Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Perspektiven für die globale Landnutzung“ der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz
Uns macht die Art und Weise Sorge, wie zum Teil das Papier öffentlich diskutiert wird. Ohne anscheinend den Inhalt im Zusammenhang zu kennen, werden in populistischer Weise Gegensätze und Spaltungen aufgebaut, die eigentlich nicht sein müssen (z.B. ökologisch contra konventionell; Bauern contra die übrige Gesellschaft; Praktiker contra Theoretiker). Zumal auch die Pfarreien eng mit den Landwirten vor Ort verbunden sind und deren Engagement hochgeachtet wird.
Schwarz- Weiß- Denken bringt uns nicht weiter; ehrlicher, transparenter, faktenbasierter Dialog schon. Denn nur so kann gemeinsam an den großen Herausforderungen dieser Zeit gearbeitet werden. Keine Gruppierung hat die alleinige Deutungshoheit über ein Thema, das alle angeht.
Nach unserem Kirchenverständnis muss sich die katholische Kirche zu wichtigen gesellschaftlichen Fragen positionieren und ethische Grundlinien aufzeigen. Die Studie ist eine ethische Betrachtung, keine praktische Handlungsanleitung.
Das DBK-Papier hat einen globalen Blick auf das Thema Landnutzung, es werden nicht speziell bayerische oder deutsche Verhältnisse in den Blick genommen, vielmehr wird angesprochen, dass sich bei den allgemein anerkannten Zielen der Landnutzung Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität immer Zielkonflikte ergeben, die sich nur schwer auflösen lassen und eine breite gesellschaftliche Diskussion brauchen. Wir sehen in der Studie des Expertengremiums keine diffamierenden Aussagen über bayerische oder deutsche Bauern.
Die Themen, die in der Studie angesprochen werden, sind nicht neu, sondern werden schon seit Jahrzehnten (kontrovers) diskutiert und Veränderungen angemahnt. Wir möchten hier auf das Abschlusspapier der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) im August 2021 hinweisen, das einstimmig, z.B. auch mit der Stimme des Deutschen Bauernverbands, der Deutschen Landfrauen, der Deutschen Landwirtschaftlichen Gesellschaft und des Bundes der Deutschen Landjugend verabschiedet wurde. Dort heißt es (Seite 3):
„Angesichts der externen Kosten, die die vorherrschenden Produktionsformen mit sich bringen, scheidet eine unveränderte Fortführung des heutigen Agrar- und Ernährungssystems aus ökologischen, und tierethischen wie aus ökonomischen Gründen aus. […] es braucht einen durchgreifenden Transformationsprozess.”
Das Recht auf Eigentum wird nicht in Frage gestellt; es wird aber auch klar benannt, dass der Besitz von Grund und Boden eine Gemeinwohlverpflichtung hat, wie es, sehr allgemein ausgedrückt auch im Grundgesetz steht. Dort heißt es im Artikel 14.2: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“
Die treuhänderische Bewirtschaftung des Bodens im Sinne des Gemeinwohls (biblisch gesprochen „die Erde zu bebauen und zu bewahren“) ist immer schon eine große Herausforderung für alle Landwirte. Es braucht dazu für Bauern die gesellschaftliche Anerkennung, Unterstützung und eine angemessene finanzielle Honorierung durch die Gesellschaft (siehe auch Kernbotschaft 7 des Papiers).
Die Ökosystemleistungen des Bodens müssen ausreichend vergütet werden. Dafür braucht es einen gewissen Ordnungsrahmen durch die Politik (Kernbotschaft 3).
Positiv betrachtet haben die Bauern, wie kaum eine andere Berufsgruppe, große Gestaltungsmöglichkeiten für eine gute Zukunft aller.
Was wir an der Studie kritisch sehen:
Unter den Autorinnen und Autoren der Studie ist niemand mit ausgewiesener fachlicher Expertise zum Kernthema „Boden“.
Bei der Vorstellung des Papiers hätten auch offizielle Vertreter der Bauernschaft eingeladen werden sollen, um schon vorab Missverständnisse auszuräumen. Leider konnte die eingeladene Ministerin Kaniber nicht persönlich anwesend sein.
Der Kirche kommt auch als großer Grundbesitzer eine wichtige Vorbildfunktion zu. Der Gemeinwohlgedanke muss hier in Zukunft mehr zum Tragen kommen (Kernbotschaft 12). Leider hat es die Kirche trotz interner Bemühungen (u.a. von Seiten der kirchlichen Umweltbeauftragten oder kirchlichen Verbänden darunter die KLB) noch nicht geschafft, Maßnahmen, wie Mindeststandards bei der Verpachtung kirchlicher Grundstücke (Land- und Forstwirtschaft), bei der Gestaltung von kirchlichen Flächen wie Friedhöfen, Pfarrgärten oder Kirchenwäldern zu etablieren, um auch hier artenreiche Rückzugsorte für Mensch und Natur zu schaffen.
Ausblick:
Wie in der Studie angesprochen, könnte die Kirche auf verschiedensten Ebenen in dreifacher Weise konstruktiv wirken (Kernbotschaft12):
Zum einen als Dialogermöglicherin, die jenseits der vorherrschenden Polarisierungen, verschiedene Akteure zusammenbringt und sie ermutigt ihrer gemeinsamen Verantwortung gerecht zu werden.
Zum anderen, als Stimme und Fürsprecherin derer, die an den Rand gedrängt sind und keine Stimme haben (vor allem auch in armen Ländern) und schließlich als Vorbild, das vor allem innerhalb des eigenen Verantwortungsbereichs das Gemeinwohl in den Vordergrund stellt.
An dieser Stellungnahme der Diözesanvorstandschaft der KLB Passau e.V. zur Studie der Deutschen Bischofskonferenz haben folgende Vertreter*innen der KLB Passau e.V. mitgewirkt (darunter sowohl konventionell als auch ökologisch praktizierende Landwirt*innen):
Walter Dankesreiter, Diözesanvorsitzender KLB Passau e.V.
Alfred Hainthaler, Sprecher Landsozialer Arbeitskreis der KLB Bayern e.V.
Maria Magdalena Maidl, Agrarsystemwissenschaften M.Sc., Mitglied KLB Passau e.V.
Marie-Theres Knab, geschäftsführende Bildungsreferentin KLB Passau e.V.