Stellungnahme der KLB Passau e.V. zur Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Perspektiven für die globale Landnutzung“ der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz

Marie Knab am 14.10.2024

Bild Statement canva

Uns macht die Art und Weise Sorge, wie zum Teil das Papier öffentlich diskutiert wird. Ohne anscheinend den Inhalt im Zusammenhang zu kennen, werden in populistischer Weise Gegensätze und Spaltungen aufgebaut, die eigentlich nicht sein müssen (z.B. ökologisch contra konventionell; Bauern contra die übrige Gesellschaft; Praktiker contra Theoretiker). Zumal auch die Pfarreien eng mit den Landwirten vor Ort verbunden sind und deren Engagement hochgeachtet wird.
Schwarz- Weiß- Denken bringt uns nicht weiter; ehrlicher, transparenter, faktenbasierter Dialog schon. Denn nur so kann gemeinsam an den großen Herausforderungen dieser Zeit gearbeitet werden. Keine Gruppierung hat die alleinige Deutungshoheit über ein Thema, das alle angeht.


Nach unse­rem Kir­chen­ver­ständ­nis muss sich die katho­li­sche Kir­che zu wich­ti­gen gesell­schaft­li­chen Fra­gen posi­tio­nie­ren und ethi­sche Grund­li­ni­en auf­zei­gen. Die Stu­die ist eine ethi­sche Betrach­tung, kei­ne prak­ti­sche Handlungsanleitung.

Das DBK-Papier hat einen glo­ba­len Blick auf das The­ma Land­nut­zung, es wer­den nicht spe­zi­ell baye­ri­sche oder deut­sche Ver­hält­nis­se in den Blick genom­men, viel­mehr wird ange­spro­chen, dass sich bei den all­ge­mein aner­kann­ten Zie­len der Land­nut­zung Ernäh­rungs­si­cher­heit, Kli­ma­schutz und Bio­di­ver­si­tät immer Ziel­kon­flik­te erge­ben, die sich nur schwer auf­lö­sen las­sen und eine brei­te gesell­schaft­li­che Dis­kus­si­on brau­chen. Wir sehen in der Stu­die des Exper­ten­gre­mi­ums kei­ne dif­fa­mie­ren­den Aus­sa­gen über baye­ri­sche oder deut­sche Bauern.

Die The­men, die in der Stu­die ange­spro­chen wer­den, sind nicht neu, son­dern wer­den schon seit Jahr­zehn­ten (kon­tro­vers) dis­ku­tiert und Ver­än­de­run­gen ange­mahnt. Wir möch­ten hier auf das Abschluss­pa­pier der Zukunfts­kom­mis­si­on Land­wirt­schaft (ZKL) im August 2021 hin­wei­sen, das ein­stim­mig, z.B. auch mit der Stim­me des Deut­schen Bau­ern­ver­bands, der Deut­schen Land­frau­en, der Deut­schen Land­wirt­schaft­li­chen Gesell­schaft und des Bun­des der Deut­schen Land­ju­gend ver­ab­schie­det wur­de. Dort heißt es (Sei­te 3):

Ange­sichts der exter­nen Kos­ten, die die vor­herr­schen­den Pro­duk­ti­ons­for­men mit sich brin­gen, schei­det eine unver­än­der­te Fort­füh­rung des heu­ti­gen Agrar- und Ernäh­rungs­sys­tems aus öko­lo­gi­schen, und tier­ethi­schen wie aus öko­no­mi­schen Grün­den aus. […] es braucht einen durch­grei­fen­den Transformationsprozess.”

Das Recht auf Eigen­tum wird nicht in Fra­ge gestellt; es wird aber auch klar benannt, dass der Besitz von Grund und Boden eine Gemein­wohl­ver­pflich­tung hat, wie es, sehr all­ge­mein aus­ge­drückt auch im Grund­ge­setz steht. Dort heißt es im Arti­kel 14.2: Eigen­tum ver­pflich­tet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Woh­le der All­ge­mein­heit dienen.“

Die treu­hän­de­ri­sche Bewirt­schaf­tung des Bodens im Sin­ne des Gemein­wohls (biblisch gespro­chen die Erde zu bebau­en und zu bewah­ren“) ist immer schon eine gro­ße Her­aus­for­de­rung für alle Land­wir­te. Es braucht dazu für Bau­ern die gesell­schaft­li­che Aner­ken­nung, Unter­stüt­zung und eine ange­mes­se­ne finan­zi­el­le Hono­rie­rung durch die Gesell­schaft (sie­he auch Kern­bot­schaft 7 des Papiers).
Die Öko­sys­tem­leis­tun­gen des Bodens müs­sen aus­rei­chend ver­gü­tet wer­den. Dafür braucht es einen gewis­sen Ord­nungs­rah­men durch die Poli­tik (Kern­bot­schaft 3).
Posi­tiv betrach­tet haben die Bau­ern, wie kaum eine ande­re Berufs­grup­pe, gro­ße Gestal­tungs­mög­lich­kei­ten für eine gute Zukunft aller.

Was wir an der Stu­die kri­tisch sehen:

Unter den Autorin­nen und Autoren der Stu­die ist nie­mand mit aus­ge­wie­se­ner fach­li­cher Exper­ti­se zum Kern­the­ma Boden“.

Bei der Vor­stel­lung des Papiers hät­ten auch offi­zi­el­le Ver­tre­ter der Bau­ern­schaft ein­ge­la­den wer­den sol­len, um schon vor­ab Miss­ver­ständ­nis­se aus­zu­räu­men. Lei­der konn­te die ein­ge­la­de­ne Minis­te­rin Kani­ber nicht per­sön­lich anwe­send sein.

Der Kir­che kommt auch als gro­ßer Grund­be­sit­zer eine wich­ti­ge Vor­bild­funk­ti­on zu. Der Gemein­wohl­ge­dan­ke muss hier in Zukunft mehr zum Tra­gen kom­men (Kern­bot­schaft 12). Lei­der hat es die Kir­che trotz inter­ner Bemü­hun­gen (u.a. von Sei­ten der kirch­li­chen Umwelt­be­auf­trag­ten oder kirch­li­chen Ver­bän­den dar­un­ter die KLB) noch nicht geschafft, Maß­nah­men, wie Min­dest­stan­dards bei der Ver­pach­tung kirch­li­cher Grund­stü­cke (Land- und Forst­wirt­schaft), bei der Gestal­tung von kirch­li­chen Flä­chen wie Fried­hö­fen, Pfarr­gär­ten oder Kir­chen­wäl­dern zu eta­blie­ren, um auch hier arten­rei­che Rück­zugs­or­te für Mensch und Natur zu schaffen.

Aus­blick:

Wie in der Stu­die ange­spro­chen, könn­te die Kir­che auf ver­schie­dens­ten Ebe­nen in drei­fa­cher Wei­se kon­struk­tiv wir­ken (Kernbotschaft12):
Zum einen als Dia­lo­ger­mög­li­che­rin, die jen­seits der vor­herr­schen­den Pola­ri­sie­run­gen, ver­schie­de­ne Akteu­re zusam­men­bringt und sie ermu­tigt ihrer gemein­sa­men Ver­ant­wor­tung gerecht zu wer­den.
Zum ande­ren, als Stim­me und Für­spre­che­rin derer, die an den Rand gedrängt sind und kei­ne Stim­me haben (vor allem auch in armen Län­dern) und schließ­lich als Vor­bild, das vor allem inner­halb des eige­nen Ver­ant­wor­tungs­be­reichs das Gemein­wohl in den Vor­der­grund stellt.

An die­ser Stel­lung­nah­me der Diö­ze­san­vor­stand­schaft der KLB Pas­sau e.V. zur Stu­die der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz haben fol­gen­de Vertreter*innen der KLB Pas­sau e.V. mit­ge­wirkt (dar­un­ter sowohl kon­ven­tio­nell als auch öko­lo­gisch prak­ti­zie­ren­de Landwirt*innen):
Wal­ter Dan­kes­rei­ter, Diö­ze­san­vor­sit­zen­der KLB Pas­sau e.V.
Alfred Hain­th­a­ler, Spre­cher Land­so­zia­ler Arbeits­kreis der KLB Bay­ern e.V.
Maria Mag­da­le­na Maidl, Agrar­sys­tem­wis­sen­schaf­ten M.Sc., Mit­glied KLB Pas­sau e.V.
Marie-The­res Knab, geschäfts­füh­ren­de Bil­dungs­re­fe­ren­tin KLB Pas­sau e.V.

Weitere Nachrichten

Grabgestaltung Ringelai
07.11.2024

ökologisch-nachhaltige Grabgestaltung in Ringelai

Ökosoziale Transformation auf Friedhofsflächen: Schaugrab in Ringelai als nachhaltiges Beispiel Im Rahmen des…

Austauschtreffen KLJB 2024
20.06.2024

Austauschtreffen mit der KLJB

Im kultigen Kirchenwirt in Pfarrkirchen hat sich die Vorstandschaft des Diözesanverbandes der KLB am 12. Juni…

IMG 20240508 184344
24.05.2024

Maiandacht: Wasser - Quelle des Lebens am Innufer

Am 8. Mai fand wieder eine Maiandacht statt, die sich wie in den vergangenen Jahren einem besonderen Motto…