Wer KLB-Diözesanvorsitzende Franziska Rauschecker (56) kennt, weiß um ihren jahrzehntelangen Einsatz für Familien in Not. Gestartet als Dorfhelferin in den achtziger Jahren, ist sie heute eine von vier Einsatzleiterinnen des Familienpflegewerks. Bei einem Online-Treffen mit ihren Berufskolleginnen – neben ihr sind das in der Diözese Passau Judith Zimmermann, Irmgard Weinrauch und Ingrid Noneder — wird deutlich: Das Familienpflegewerk gehört zum Stärksten, was die Schwachen in dieser schweren Zeit haben. Wenn Mama und Papa es aus eigener Kraft nicht mehr schaffen, ihren Alltag alleine zu meistern, schlägt ihre Stunde.
„Oft kennt uns die Familien bereits vom Hörensagen, das ist natürlich ein Vorteil für beide Seiten. Manchmal werden wir aber auch durch unsere Netzwerkpartner auf die Fälle hingewiesen und werden selbst aktiv“, beschreibt Franziska Rauschecker den Weg der Kontaktaufnahme. Aktuelles Beispiel aus ihrer Region Altötting: Eine Geburt von Drillingen. Schnell wird klar, dass die Familie zurück in den eigenen vier Wänden Anschubhilfe brauchen wird, um mit der neuen Lebenssituation fertig zu werden. Die Mutter wählt auf Empfehlung der Hebamme die Nummer von Franziska Rauschecker — und die beginnt den Einsatz vor Ort zu planen. Was sich unkompliziert anhört, ist in Wahrheit nicht selten ein finanzieller Drahtseilakt.
Es stellen sich nämlich vor einem potentiellen Einsatz immer ein paar bürokratische Fragen: Werden die Kosten für den Einsatz übernommen? Wird die Leistung überhaupt von den Kostenträgern anerkannt, ist sie förderfähig? Wer zahlt, wenn die Kosten für den gesamten Einsatz nicht oder nur zum Teil übernommen werden? „Den Einsatz zahlen im Normalfall die gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen, die Berufsgenossenschaft, die Rentenversicherung, die Jugendämter und Versicherungen“, erklärt Rauschecker. Aber leider geht die Rechnung oft nicht ganz auf. Das Familienpflegewerk bleibt im schlimmsten Fall sogar ganz auf ihren Kosten sitzen. Wer stopft am Ende die finanziellen Löcher? „Das ist genau die Frage, mit der wir tagtäglich konfrontiert sind. Wir sind auf Spenden angewiesen — von Kirchen, Verbänden, Kommunen, Banken und privaten Spendern.“ Spenden einzusammeln ist ein mühsamer, steiniger Akt. Kein Wunder, dass die Freude über die Finanzierung von 1000 zusätzlichen Einsatzstunden durch die Caritas Passau im letzten Jahr riesig war. Zwar reichte die Spende nicht, um das Grundproblem der chronischen Unterfinanzierung zu lösen. Aber: „Eine solche Zuwendung gibt uns vor allem Planungssicherheit. Wir müssen nicht mehr vor jedem Einsatz auf eine Zahlungsübernahme-Erklärung warten, sondern wir können schnell eingreifen”, betonte Irmgard Weinrauch.
Unisono melden die vier Frauen einen großen Bedarf zurück: Familien gehen in Zeiten von Corona sowieso schon am Krückstock – wenn sich dann noch ein Krankheits- oder Sterbefall, eine Schwangerschaft oder anderes Unvorhergesehenes ereignet, kommen Familien an ihr Limit. Ingrid Noneder und Judith Zimmermann berichten von zwei aktuellen Fällen: Im ersten geht die Mutter von früh bis spät arbeiten, der Vater ist schwer krank und muss sich in einer Tagesklinik aufhalten. Rauschecker, Noneder und Co. kümmern sich mit ihren Familienpflegerinnen um die Kids. Im zweiten Fall kämpft eine Mutter mit den Folgen von Corona. Sie ist dauermüde, matt, unkonzentriert und niedergeschlagen. Dazu kommt der Lockdown-Stress, das Home Schooling der Kinder und eine ungewisse finanzielle Situation. „Diese Mutter hat sich an die Familienberatung des Bistums Passau gewendet, die wiederum uns kontaktiert hat. Wir unterstützen sogar bei den Schularbeiten“, betont Franziska Rauschecker nicht ohne Stolz. Auffallend: Während die Familien im ersten Lockdown noch sehr verhalten und übervorsichtig waren („Wir hatten keine Arbeit und die Familien keine Unterstützung“), sind die Familien nun viel mutiger und fragen proaktiv Hilfe an. Hilfe, die das Familienpflegewerk – zum Glück — in den allermeisten Fällen auch geben kann.
Die vier Einsatzstationen im Bistum Passau im Überblick:
- Rottal-Inn: Ingrid Noneder (Tel. 0176 700 58 907)
- Stadt und LK Passau: Judith Zimmermann (Tel. 08573 968 77 15)
- Freyung/Grafenau: Irmgard Weinrauch (Tel. 08555 407 56 73)
- Altötting: Franziska Rauschecker ( Tel. 08671 884 887)
Gute Laune beim digitalen Treffen der Einsatzleiterinnen
des Familienpflegewerks um Franziska Rauschecker.