"Wir können schnell eingreifen!"

P. R. am 25.02.2021

20200722 Familienpflegewerk 0680

Das Familienpflegewerk im Bistum Passau ist so etwas wie das mobile Einsatzkommando für Familien in Not. Wenn´s brennt, sind die Pflegerinnen da. In Zeiten von Corona mit Maske und Abstand, aber mit genauso viel Herz wie zu Normalzeiten.

Wer KLB-Diö­ze­san­vor­sit­zen­de Fran­zis­ka Rau­sche­cker (56) kennt, weiß um ihren jahr­zehn­te­lan­gen Ein­satz für Fami­li­en in Not. Gestar­tet als Dorf­hel­fe­rin in den acht­zi­ger Jah­ren, ist sie heu­te eine von vier Ein­satz­lei­te­rin­nen des Fami­li­en­pfle­ge­werks. Bei einem Online-Tref­fen mit ihren Berufs­kol­le­gin­nen – neben ihr sind das in der Diö­ze­se Pas­sau Judith Zim­mer­mann, Irm­gard Wein­rauch und Ingrid None­der — wird deut­lich: Das Fami­li­en­pfle­ge­werk gehört zum Stärks­ten, was die Schwa­chen in die­ser schwe­ren Zeit haben. Wenn Mama und Papa es aus eige­ner Kraft nicht mehr schaf­fen, ihren All­tag allei­ne zu meis­tern, schlägt ihre Stunde. 

Oft kennt uns die Fami­li­en bereits vom Hören­sa­gen, das ist natür­lich ein Vor­teil für bei­de Sei­ten. Manch­mal wer­den wir aber auch durch unse­re Netz­werk­part­ner auf die Fäl­le hin­ge­wie­sen und wer­den selbst aktiv“, beschreibt Fran­zis­ka Rau­sche­cker den Weg der Kon­takt­auf­nah­me. Aktu­el­les Bei­spiel aus ihrer Regi­on Alt­öt­ting: Eine Geburt von Dril­lin­gen. Schnell wird klar, dass die Fami­lie zurück in den eige­nen vier Wän­den Anschub­hil­fe brau­chen wird, um mit der neu­en Lebens­si­tua­ti­on fer­tig zu wer­den. Die Mut­ter wählt auf Emp­feh­lung der Heb­am­me die Num­mer von Fran­zis­ka Rau­sche­cker — und die beginnt den Ein­satz vor Ort zu pla­nen. Was sich unkom­pli­ziert anhört, ist in Wahr­heit nicht sel­ten ein finan­zi­el­ler Drahtseilakt. 

Es stel­len sich näm­lich vor einem poten­ti­el­len Ein­satz immer ein paar büro­kra­ti­sche Fra­gen: Wer­den die Kos­ten für den Ein­satz über­nom­men? Wird die Leis­tung über­haupt von den Kos­ten­trä­gern aner­kannt, ist sie för­der­fä­hig? Wer zahlt, wenn die Kos­ten für den gesam­ten Ein­satz nicht oder nur zum Teil über­nom­men wer­den? Den Ein­satz zah­len im Nor­mal­fall die gesetz­li­chen Kran­ken- und Pfle­ge­kas­sen, die Berufs­ge­nos­sen­schaft, die Ren­ten­ver­si­che­rung, die Jugend­äm­ter und Ver­si­che­run­gen“, erklärt Rau­sche­cker. Aber lei­der geht die Rech­nung oft nicht ganz auf. Das Fami­li­en­pfle­ge­werk bleibt im schlimms­ten Fall sogar ganz auf ihren Kos­ten sit­zen. Wer stopft am Ende die finan­zi­el­len Löcher? Das ist genau die Fra­ge, mit der wir tag­täg­lich kon­fron­tiert sind. Wir sind auf Spen­den ange­wie­sen — von Kir­chen, Ver­bän­den, Kom­mu­nen, Ban­ken und pri­va­ten Spen­dern.“ Spen­den ein­zu­sam­meln ist ein müh­sa­mer, stei­ni­ger Akt. Kein Wun­der, dass die Freu­de über die Finan­zie­rung von 1000 zusätz­li­chen Ein­satz­stun­den durch die Cari­tas Pas­sau im letz­ten Jahr rie­sig war. Zwar reich­te die Spen­de nicht, um das Grund­pro­blem der chro­ni­schen Unter­fi­nan­zie­rung zu lösen. Aber: Eine sol­che Zuwen­dung gibt uns vor allem Pla­nungs­si­cher­heit. Wir müs­sen nicht mehr vor jedem Ein­satz auf eine Zah­lungs­über­nah­me-Erklä­rung war­ten, son­dern wir kön­nen schnell ein­grei­fen”, beton­te Irm­gard Weinrauch. 

Uni­so­no mel­den die vier Frau­en einen gro­ßen Bedarf zurück: Fami­li­en gehen in Zei­ten von Coro­na sowie­so schon am Krück­stock – wenn sich dann noch ein Krank­heits- oder Ster­be­fall, eine Schwan­ger­schaft oder ande­res Unvor­her­ge­se­he­nes ereig­net, kom­men Fami­li­en an ihr Limit. Ingrid None­der und Judith Zim­mer­mann berich­ten von zwei aktu­el­len Fäl­len: Im ers­ten geht die Mut­ter von früh bis spät arbei­ten, der Vater ist schwer krank und muss sich in einer Tages­kli­nik auf­hal­ten. Rau­sche­cker, None­der und Co. küm­mern sich mit ihren Fami­li­en­pfle­ge­rin­nen um die Kids. Im zwei­ten Fall kämpft eine Mut­ter mit den Fol­gen von Coro­na. Sie ist dau­er­mü­de, matt, unkon­zen­triert und nie­der­ge­schla­gen. Dazu kommt der Lock­down-Stress, das Home Schoo­ling der Kin­der und eine unge­wis­se finan­zi­el­le Situa­ti­on. Die­se Mut­ter hat sich an die Fami­li­en­be­ra­tung des Bis­tums Pas­sau gewen­det, die wie­der­um uns kon­tak­tiert hat. Wir unter­stüt­zen sogar bei den Schul­ar­bei­ten“, betont Fran­zis­ka Rau­sche­cker nicht ohne Stolz. Auf­fal­lend: Wäh­rend die Fami­li­en im ers­ten Lock­down noch sehr ver­hal­ten und über­vor­sich­tig waren („Wir hat­ten kei­ne Arbeit und die Fami­li­en kei­ne Unter­stüt­zung“), sind die Fami­li­en nun viel muti­ger und fra­gen pro­ak­tiv Hil­fe an. Hil­fe, die das Fami­li­en­pfle­ge­werk – zum Glück — in den aller­meis­ten Fäl­len auch geben kann.

Die vier Ein­satz­sta­tio­nen im Bis­tum Pas­sau im Überblick:

  • Rot­tal-Inn: Ingrid None­der (Tel. 0176 700 58 907
  • Stadt und LK Pas­sau: Judith Zim­mer­mann (Tel. 08573 968 77 15)
  • Freyung/​Gra­fen­au: Irm­gard Wein­rauch (Tel. 08555 407 56 73)
  • Alt­öt­ting: Fran­zis­ka Rau­sche­cker ( Tel. 08671 884 887
Einsatzleiterinnen

Gute Lau­ne beim digi­ta­len Tref­fen der Ein­satz­lei­te­rin­nen
des Fami­li­en­pfle­ge­werks um Fran­zis­ka Rauschecker.

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