Diözesangeschäftsführer Philipp Roos blickt zurück auf ein bewegtes Jahr in der Katholischen Landvolk Bewegung. Dieser Text ist gleichzeitig sein Beitrag für die "Corona-Bibel", einem Gemeinschaftsprojekt des Passauer Landvolks.
Ich erinnere mich noch gut an den Anruf des Personalverantwortlichen, der mir im Auftrag des Bischöflichen Ordinariats die Job-Zusage überbrachte. “Mia woin Sie”, schallte es in vertrautem niederbayerischen Dialekt durch das Telefon. Ich stand gerade mitten im Kopierraum meines damaligen Arbeitgebers und konnte deshalb aus Pietätsgründen nur innerlich jubeln. Es war aber ein frenetischer innerlicher Jubel. Meine Freude war beinahe kindlich, weil meine Frau und ich schon länger mit einer Rückkehr in unsere Heimatstadt Passau geliebäugelt hatten. Nun war es tatsächlich so weit. Nach acht Jahren in München wartete ein beruflicher Neustart als Geschäftsführer des Katholischen Landvolks auf mich. Nächste Ausfahrt: Bistum Passau. Was für ein Geschenk zum Jahresstart 2020!
Meine ersten Arbeitstage im Passauer KLB-Diözesanverband kündeten von einer brandneuen Welt, in die ich da nach acht Jahren in einem großen Sportfachverband eintauchte. Ohne Kenntnis der geschichtlichen Entwicklung war es für einen Quereinsteiger wie mich herausfordernd, Zielsetzung, Arbeitsweise und Organisation der KLB auf Anhieb zu verstehen. Davon ließ ich mich aber nicht entmutigen. Ich begann ganz einfach mit der Arbeit und einem bewährten Mix aus Lesen, Zuhören, Lernen und Handeln. In diesem Zusammenhang ein großer Dank an die Diözesanvorstandschaft um Franziska Rauschecker und Walter Dankesreiter sowie meine Mitarbeiterinnen im Hauptamt, Ute Kapfhammer und Theresia Göppinger, für die immerzu vertrauensvolle und gute Zusammen- und Einarbeit. Kurz nach der Diözesanversammlung, der ersten praktischen Bewährungsprobe, brach Corona über uns herein und damit der Quasi-Lockdown für die Verbandsarbeit. Nichts war mehr wie aus einem Guss. Wir mussten unsere beliebten Familientage im Juni absagen, ebenso den Bruder-Klaus-Tag als sakrosankten Grundpfeiler unserer Jahresplanung. Unsere Frauenoasentage mit 150 Teilnehmerinnen verlegten wir ins nächste Jahr. Corona hat unserem Verbandsleben zweifelsohne schmerzhafte Beulen zugefügt, aber trotz unserer Eigenschaft als Risikogruppe (die KLB feiert in diesem Jahr ihr 70-jähriges Bestehen) liegen wir nicht auf der Intensivstation. Wir sind zum Glück noch handlungs- und organisationsfähig. Bei unserer Planung für 2021 denken wir die Pandemie konsequent und vernünftig mit, wir lassen uns von ihr aber nicht verrückt machen. Wir leben mit ihr und stecken den Kopf nicht in den Sand.
Die KLB Schritt für Schritt kennen zu lernen, war und ist ein echtes Abenteuer. Auch nach einem Jahr bin ich weit davon entfernt, ausgelernt zu haben. Menschen, die die KLB nicht kennen (ich hoffe, die Anzahl hält sich in Grenzen), erzähle ich gerne von der KLB; die Neugierde, „was wir eigentlich so machen“, ist meistens sehr groß. Ein gutes Zeichen! Ich fange meistens so an: In der KLB treffen sich engagierte Christen, die ihr Lebensumfeld auf dem Land im Sinne des Evangeliums gestalten möchten. Die wichtigsten Säulen unserer Verbandsarbeit sind der Einsatz für die Kirche auf dem Land, die gemeinsame Ausübung unseres Glaubens, die Bewahrung unserer wunderschönen Schöpfung (mit besonderem Augenmerk auf die bäuerliche Landwirtschaft) und die Familien- und Eine-Welt-Arbeit sowie die Übernahme von gesellschaftspolitischer Verantwortung. Unsere aktiven Mitglieder auf Kreis- und Diözesanebene prägen unser Verbandsleben in besonderer Weise. Sie zeichnen das äußere Erscheinungsbild der KLB. In der KLB sehe ich keine klassischen Verbandsfunktionäre, sondern leutselige, beherzte und lebensnahe Frauen und Männer. Sie packen mit an, statt groß zu theoretisieren. Sie verkörpern damit ein Naturell, das auch meinem entspricht. Ich bin überzeugt davon, dass wir die KLB Passau gemeinsam in eine gute Zukunft führen können, auch wenn ich Respekt vor den Rahmenbedingungen habe, die sicher schon einmal günstiger gewesen sind.
Die Zeichen der Zeit und eine Frage des Überlebens
Da ist freilich die Corona-Pandemie, die uns ängstigt und ausbremst, obwohl wir Vollgas geben möchten. Ich sehe aber auch gesellschaftliche Entwicklungen, die uns nicht unbedingt in die Karten spielen. Allen voran die Krise traditioneller Institutionen: Parteien verlieren massenhaft Wähler, Gewerkschaften Mitglieder und unsere Kirche Gläubige (wenn auch im Bistum Passau nur im Promillebereich). Ich glaube, diese Institutionenkrise ist in Wahrheit eine Krise des modernen Menschen, den die äußeren Umstände, dazu zähle ich auch Bildung und Erziehung, zu einem sehr individualistischen Wesen gemacht haben. Was für die KLB schlecht ist, denn der Gedanke der gemeinschaftlichen Verantwortung, für den die KLB mit ihren Themen steht, ist in einer individualistischen Gesellschaft sehr unpopulär. Die Idee, dass durch Gemeinschaftssinn etwas erreicht werden kann, ist irgendwie nicht mehr zeitgemäß (eine positive Ausnahme ist die Fridays For Future Bewegung). Ich habe wirklich das Gefühl, dass diese Idee bei manchen Menschen sogar komplett verloren gegangen ist.
Die Kirche hat es in dieser Gemengelage schwer, bei den Menschen zu landen. Unser Glaube hat einen denkbar schlechten Stand in einer säkularen, rationalistischen und technizistischen Welt. Etwas zu glauben, das nicht logisch oder naturwissenschaftlich erklärbar ist, passt nichts in das Weltbild vieler Menschen (umso paradoxer finde ich es aber, dass auch Atheisten und Agnostiker an Weihnachten immer wieder gerne in die populäre Christmette gehen). Die Kirchenkrise folgt der Glaubenskrise auf dem Fuß und eine Glaubenskrise ist logischerweise auch eine KLB-Krise, denn wir sind Fleisch vom Fleische. In seiner Silvesterpredigt sagte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, die Kirche stehe im Übergang zu einer neuen Epoche. Es gehe in der Zukunft besonders um eine neue Haltung, die wir als Christen einnehmen sollten: dass wir uns wirklich auf das Leben der Menschen einlassen, dass wir uns bemühen, sie besser zu verstehen, dass wir mit ihnen zusammen auf der Suche sind und voneinander lernen. Vor allem dürfe Kirche niemals an den Niedergeschlagenen am Wege vorbeigehen und sie liegenlassen, ob sie einheimisch oder fremd sind. Diese Worte müssen uns auch in der KLB Passau beschäftigen und Widerhall in unserer Gremienarbeit finden. Wie können wir im Rahmen unserer bescheidenen Möglichkeiten unserer Kirche helfen, stark und relevant im Leben der Menschen zu bleiben? Was ja unbestritten auch Hilfe zur Selbsthilfe wäre… Verbände wie die KLB können als Teil der Kirche von Passau Großes leisten und Gutes bewirken, denn sie sind „nah dran an de Leit“ und sie sprechen ihre Sprache – eine Sprache ohne besserwisserischen, moralisierenden Unterton. Katholische Verbände sind generell ein Kitt der gläubigen Bevölkerungsschichten. Oder wie es Bistumsblatt-Chefredakteur Werner Friedenberger in der letzten Ausgabe formulierte: „In Wirklichkeit sind Laien Profis. Sie stehen für das, was das zweite vatikanische Konzil unter der Formulierung gemeinsames Priestertum versteht. Im Volk Gottes gibt es kein Oben und kein Unten, kein Wichtig oder Unwichtig. Seelsorge ist nicht mehr allein die Sache des Priesters in der Pfarrei, sondern ein Prozess, bei dem die unterschiedlichen Fähigkeiten eingebracht werden dürfen. Ohne die Laien in der Kirche würde die Luft dünn – eine Frage des Überlebens.“
Auf die KLB aufmerksam machen
Weiter oben habe ich geschrieben, die Voraussetzungen für eine florierende KLB waren schon mal besser. Man kann die Situation aber auch optimistischer sehen. Laut Freiwilligen Survey möchten sich viele Menschen gerne ehrenamtlich engagieren, wenn auch dieses Ehrenamt ein anderes ist als die letzten Jahrzehnte, vor allem ist es anlass- und projektbezogener. Die Herausforderung ist, dass wir die zum Engagement bereiten Menschen auf uns aufmerksam machen, durch kreative Ideen, einen breitgefächerten Austausch mit unseren Anspruchsgruppen (Landvolkshochschule, KLJB, Arbeitsgruppe Laudato Si im Bischöflichen Ordinariat, um nur ein paar zu nennen) und durch fokussierte Öffentlichkeitsarbeit. Die KLB Passau muss vor allem online sichtbarer und präsenter werden, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Ein paar Möglichkeiten für eine moderne Verbandskommunikation:
- Eine Präsenz in den Sozialen Medien, als digitale KLB-Visitenkarte, um da zu sein, wo die Menschen sich im Internet meistens aufhalten. 90 Prozent der Bevölkerung in Deutschland hat Zugang zum Internet, 70 Prozent informieren sich ausschließlich online.
- Einen digitalen „KLB-Brief“(den unsere Mitglieder von früher kennen) als Nachricht aufs Handy.
- Live-Übertragung von KLB-Veranstaltungen, z.B. der Diözesanversammlung, kostenlos via Facebook (das Bistum macht es uns vor).
- Der Einsatz eines online-basierten Umfrage-Instruments, um Meinungsbilder der Mitglieder abzufragen, was uns schneller und schlagkräftiger machen würde.
Für diese wenigen Beispiele gibt es Blaupausen und Vorbilder. Alles gleichzeitig zu machen, würde unseren schmalen Apparat vielleicht überstrapazieren. Wir sollten die wichtigsten Punkte priorisieren. Unser Motto könnte sein: Nicht alles neu machen, sondern manches anders. Unsere Aufgabe ist, dass die KLB attraktiv bleibt, dass sich Christen weiterhin gerne in ihr engagieren und dass wir Themen, Inhalte und Mitarbeitsmöglichkeiten anbieten, die am Puls unserer Zeit sind. Damit unsere Mitglieder, Freunde und Förderer und unsere Kirche sagen: Ohne die KLB würde uns etwas fehlen. Damit wir alle das Gefühl haben: Die KLB ist ein Verband mit offenen Ohren, Augen und Armen für alle Christen – auch die kirchenfernen, die so genannten Taufschein- oder Offline-Christen. Ich kenne keinen Kinobesitzer, der ein Plakat aufhängt mit der Aufschrift: „Langweiliger Film, keinen Besuch wert“. Wir müssen also Werbung in eigener Sache machen, positiv über uns sprechen, „Pro KLB“! Wir haben doch sehr viel zu bieten! Wir sind viele. Wir haben die Mittel. Und wir haben die Kompetenz und Erfahrung.
„Comeback“ des Glaubens
Es war verblüffend, wie schnell die Auseinandersetzung mit der pastoralen Entwicklung der KLB in eine Auseinandersetzung mit meinem eigenen Glauben mündete. Ich habe mir irgendwann die Gretchenfrage gestellt: Wie halte ich´s eigentlich selbst mit der Religion? Hand aufs Herz: Derr Herrgott hat über lange Jahre in meinem Alltag nur eine Nebenrolle gespielt, wenn überhaupt. Von einer guten Beziehung konnte man nicht einmal im Ansatz sprechen. Auch nicht von einer Fernbeziehung, die ja per se suboptimal ist. Ich habe den Herrgott aus den Augen verloren, so wie einen guten Jugendfreund, den man seit Jahr und Tag nicht mehr gesehen hat. Dabei sollte ich ja eigentlich auf einem guten Weg hinein in eine gelingende Gottesbeziehung sein, damals, als junger Ministrant. In meiner Heimatpfarrei Passau/Auerbach wurden Ende der neunziger Jahre viele meiner Schulkameraden Ministrant, also wurde ich auch einer. Meine beiden Omas haben das sehr befürwortet, denn sie waren beide streng katholisch. Der Sonntag gehörte der Kirche und dem Fußball. Auch genau in dieser Reihenfolge. Die Tagesplanung war in Stein gemeißelt. Erst gingen wir alle miteinander ministrieren, danach trafen wir uns auf dem Auerbacher Bolzplatz zum Sonntagskick. Von Minute zu Minute stieg unsere Vorfreude während des Gottesdienstes: Halleluja, gleich rollt der Ball wieder! Wir waren, angeführt von unserem Spielführer, dem Oberministranten Sebastian Frankenberger (manche kennen ihn vom Raucher-Volksbegehren), eine verschworene Einheit. Wir fuhren gemeinsam ins Zeltlager, wir zogen nachts hinaus zum Fahnenklauen, wir feierten Partys im Pfarrheim. Wir waren die stolzen „Auerbacher Minis“.
Im Rückblick ist es schier unglaublich, wie facettenreich die katholische Jugendarbeit bei uns gewesen ist. Keine Spur von Langeweile, Ödnis und Tristesse! Wir haben uns alle „sauwohl“ gefühlt, weil wir auch nicht immer „kreuzbrav“ sein mussten. Diese Gemeinschaft hat uns getragen. Verbunden waren wir natürlich durch unseren gemeinsamen Glauben, der uns in der Pfarrei zusammengeführt hat. Aber um Glaubensfragen ging es bei uns außerhalb des Gottesdienstes nicht. Wir haben das untereinander nicht weiter thematisiert, was und wie wir glauben. Aber warum etwas thematisieren, das ja ganz natürlich da ist und von allen sowieso geteilt wird. Ein Bayern-Fan sagt ja seinem Spezl, der auch Bayern-Fan ist, auch nicht, dass er ein Bayern-Fan ist. Das wäre irgendwie skurril. Uns allen war glasklar, dass Gott in der Welt war, dass er für uns da war, dass Jesus Christus Gottes Sohn für uns gestorben ist, dass Jesus den Tod überwunden hat und wir deshalb das ewige Leben haben, dass der Heilige Geist unsere Geschicke mitleitet und dass wir als Christen frei nach Goethe edel, hilfreich und gut sein sollen. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, aber vor allem liebe deinen Gott mit jeder Faser deines Körpers und deiner ganzen Seele! Voilá das Christentum in Kurzform. Dass dieser Glaube freilich eine radikale Überforderung darstellt, dem man gar nicht gerecht werden kann als Mensch, diese Tatsache wurde mir erst in der KLB bewusst, als ich mich das erste Mal mit meinem Glauben auseinandergesetzt habe. Der Prozess war aber nicht intendiert, es stand keine generalstabsmäßige Planung dahinter nach dem Motto „Ab heute werde ich ein guter Christ“. Alles entwickelte sich ganz natürlich und spielerisch, ohne ein echtes Erweckungserlebnis. Ich ging in den Domladen und kaufte mir eine Einheitsübersetzung der Bibel, in der ich nach Zeit, Lust und Laune schmökere. Wenn ich beim Joggen ein Jesus-Kreuz passiere, kommt es gelegentlich vor, dass ich davor stehen bleibe und innehalte. Ich gehe öfters in den Gottesdienst. Ich bete mit den eigenen Kindern, als Ritual vor dem Schlafengehen. Und ich lasse mich viel im Internet inspirieren – empfehlen kann ich übrigens die Videos des Theologen und Philosophen Dr. Johannes Hartl. Neudeutsch gesagt, bin ich eine Art Jesus-Follower geworden, dem einzigen Influencer dieser Welt, dem ich folge. Ich habe meine helle Freude, dass ich meinen Glauben entdeckt habe, so als ob ich eine verstaubte Schatztruhe am Dachboden gefunden hätte.
Persönlich Zeugnis geben
Die Glaubenskrise, von der weiter oben die Rede war, kann bei genauerer Betrachtung nur substanziell geheilt werden, wenn sich mehr Menschen trauen, positiv über ihren Glauben zu sprechen, so dass andere Menschen sich davon auch angesprochen fühlen. So ähnlich funktioniert christliche Mundpropaganda seit 2000 Jahren. Nur denkt der heutige Mensch wahnsinnig nutzenorientiert. Was nützt es ihm also, wenn der Herrgott in seinem Leben eine gewichtige Rolle spielen soll? Was nützt es ihm konkret, wenn er mehr Zeit für Anbetung aufwendet? Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass sich ein geistlicheres Leben auch nach Einschränkung und zeitlichem Verlust anhört, weil man ja dadurch andere Sachen sein lassen muss. Wenn man in den Gottesdienst am Sonntag geht, kann man nicht zur selben Zeit am Stammtisch hocken. Das ist einfache Physik. In Wahrheit ist es aber keine Einschränkung, sondern eine Veränderung – zum Guten, durch einen Zugewinn an Lebensqualität. Mich persönlich hat die Hinwendung zum Herrgott von dieser alles dominierenden Ich-Perspektive befreit, die zwar im bürgerlichen Leben zum Teil produktiv und sinnvoll für mich ist, aber mir in Summe nicht guttut. Die Unterm-Strich-zähl-ich-Mentalität macht vieles kaputt und zerstört viele menschliche Beziehungen. Wer mit Gott lebt, der kann – finde ich – mit seinen Mitmenschen eher in ehrlichen und liebenden Beziehungen leben. Wenn man darüber hinaus daran glaubt, dass dieses irdische Leben nicht das Ende ist, bekommt man eine Distanz zu den Dingen, man erlebt einen Zugewinn an persönlicher Freiheit und Gelassenheit. Auch das tut gut.
Ob sich meine Haltung schon auf meine zwischenmenschlichen Beziehungen auswirkt, kann ich ehrlich gesagt noch nicht beurteilen. Das muss wohl erst wachsen, ehe man das realistisch einschätzen kann. Als ich mit guten Freunden zuletzt über meinen Job in der Kirche und das praktische „Christsein“ diskutiert habe, fielen Sätze wie: „Das sagst du doch nur, weil du jetzt in der Kirche arbeitest! Früher hast du nie so geredet.“ oder: „Glaubst du wirklich, dass das damals vor 2000 Jahren alles passiert ist? Das kann doch nicht dein Ernst sein!“. Ich habe mich durch diese Kommentare in keinen Selbstverteidigungsmodus drängen lassen, aber es hat mir gezeigt, dass man sich als gläubiger Mensch schon auch argumentativ wappnen muss. Persönlich Zeugnis zu geben, kann ein schwieriges Unterfangen sein, gerade in einem freundschaftlichen Kontext, wo man ja auch nicht missionarisch wirken möchte. Ich habe es dann ein wenig mit Bischof Bode versucht, das Beste aus der Situation zu machen: Dass ich sie verstehe, in ihrem Zweifel und dass ich ja selbst auch immer wieder zweifle. Aber dass ich mich jetzt einfach entschieden habe. Der Glaube ist ja ein Geschenk. Still ist es geworden, als ich gesagt habe: Freunde, Gott liebt euch! Natürlich, weil meine Kumpels einen solchen Satz aus meinem Mund noch nie gehört haben, aber auch, weil der Satz es wirklich in sich hat. Es ist ein intimer Satz, weil Liebe etwas sehr Intimes ist. Es ist ein Satz, bei dem Menschen oft erröten, wenn ihn jemand zu ihnen sagt. In das beredte Schweigen und die Betretenheit hinein, habe ich dann eine Portion Humor geschossen. In Richtung der vier Burschen sagte ich, mit dem Glauben ist es ein wenig wie mit dem Lied „Ganz oder gar nicht“ von Wolfgang Petry:
Gehn oder bleiben
Du musst dich entscheiden
Denn weil ich dich liebe
Will ichs auch wissen
Ganz oder gar nicht und nicht nur ein bisschen…
In diesen Tagen machen sich wieder viele Menschen gute Vorsätze, wegen oder trotz der Pandemie, man weiß es nicht. Viele davon haben mit körperlicher Fitness zu tun. Als nach wie vor passionierter Hobbyfußballer und Trainer kann ich solche Vorsätze nur begrüßen. Auch ich freue mich, wenn meine aktuellen Laufeinheiten dazu führen, dass ich konditionell zulege. Ganz nebenbei bin ich dadurch ein gutes Vorbild für meine Spieler, die sich an meiner Leistung aufrichten. Training ist nicht alles, aber ohne Training ist alles nichts. Nur wer trainiert und fit ist, hat richtige Freude an seinem Hobby. Mein persönlicher Vorsatz am Jahresanfang 2021 ist neben körperlicher mehr spirituelle Fitness. Die Laufeinheiten des Glaubens sind dabei die Anzahl der Momente bei und mit Gott. Wenn er mit mir trainiert, bin ich froh und dankbar. Dass er da ist, stärkt und hält mich.