Walter, du feierst in diesen Tagen dein Einjähriges als Diözesanvorsitzender der KLB Passau. Welche Jahresbilanz ziehst du?
Ich möchte sagen, dass die KLB eine ganz tolle Vereinigung ist. Wir sind eine gute Gemeinschaft. Wir sind Christen, die auf dem Land leben und uns für ganz unterschiedliche Dinge einsetzen. Ich habe aber auch Momente erlebt, in denen ich mich ein wenig überfordert gefühlt habe. Das Amt als Diözesanvorsitzender ist schon eine Herausforderung.
Was sind die größten Herausforderungen?
Es ist unwahrscheinlich wichtig, dass die KLB als Teil der Kirche von Passau eine gute Zukunft hat. Dafür müssen wir uns als Verband immer wieder neu erfinden, was für uns Ehrenamtliche viel Zeit und Energie kostet. Aber am Ende ist es eine gut angelegte Energie, weil wirklich so wertvolle Dinge in der KLB passieren. Ich denke an die Arbeitskreise Landwirtschaft und „Eine Welt“ mit dem Senegalprojekt. Ich denke aber auch an unseren gesellschaftspolitischen Einsatz. Wo sich die Kirche manchmal schwertut, eine klare Position einzunehmen, tun wir uns als Verband deutlich einfacher, auch einmal klare Kante zu zeigen. Wir sind in den Sinn ein Verbindungsglied zwischen Kirche, Politik und Gesellschaft.
Du sprichst den AK Landwirtschaft an, worin du dich auch engagierst. Welche Punkte sind dir denn als aktiver Landwirt am wichtigsten?
Die letzten 40 Jahre hat die Landwirtschaft ständig abgebaut, was die Anzahl der Bauern aber auch die gesellschaftliche Wertschätzung angeht. Das muss man verändern. Der Beruf des Landwirts ist dermaßen wichtig. Da muss die KLB mithelfen, dass sich hier ein Wandel einstellt.
Was steht im AK Landwirtschaft momentan noch auf der Tagesordnung?
Wir entwickeln gerade eine Mitgliederbefragung. Im März wollen wir diese an unsere Mitglieder verschicken.
Du selbst hast dich der ökologischen Landwirtschaft verschrieben.
Richtig, weil ich der Meinung bin, dass die Landwirtschaft nahe am Naturkreislauf wirtschaften muss, das sagt einem schon der gesunde Menschenverstand. Deswegen engagiere mich auch in der KLB, weil sie gemäß Satzung für eine nachhaltige Landwirtschaft eintritt. Eine nachhaltige Landwirtschaft ist für mich ökologisch.
Im vergangenen Jahr erschien im Bistumsblatt ein Porträt über dich, in der du dich für deutlich mehr Tierwohl ausgesprochen hast.
Das Thema liegt mir einfach am Herzen. In der PNP habe ich neulich einen Artikel über Zuchtviehtransporte nach Nordafrika gelesen. Es wird gesagt, dass die Kleinbauern ausgebremst werden, wenn die Transporte ausbleiben. Das ist in meinen Augen ein scheinheiliges Argument. Vor allem geht es nämlich um die Stärkung der Hochleistungsbetriebe, die mit Embryotransfer und Hormonbehandlungen von Kühen arbeiten.
Wie funktioniert eine solche Hormonbehandlung?
Bei einer Kuh mit hoher Milchleistung oder anderen interessanten Zuchtmerkmalen wird durch eine Hormonbehandlung eine
gleichzeitige Reifung von mehreren Eizellen hervorgerufen. Sieben Tage nach der Befruchtung werden die entstandenen Embryonen ausgespült und anschließend anderen Kühen mit geringeren Zuchtwerten eingesetzt. Davon müssen wir wegkommen. Das System an sich ist total falsch. Da muss die Landwirtschaft einfach einmal sagen: Das tun wir nicht mehr. Das braucht es nicht.
Was waren denn die schönsten Momente im letzten Jahr?
Toll war der Besuch des neuen KLB-Geschäftsführers auf unserem Hof in Otterskirchen. Gelungen war auch die Verabschiedungsfeier für die KLBler Walter Eber, Marianne Tutsch, Susanna Kungel und Sepp Gruber am Weidinger Hof in Hundswinkel. Und die Teilnahme des Diözesanvorstands beim Fridays for Future Klimastreik möchte ich auch noch nennen. Es hat zwar an diesem Tag geschüttet wie aus Kübeln, aber Spaß hat es trotzdem gemacht (lacht). Ich hätte mir noch mehr schöne gemeinsame Momente gewünscht, aber Corona hat uns ganz einfach ausgebremst.
Im Juni findet die Diözesanversammlung der KLB statt. Der Diözesanvorstand hofft, dass du wieder als Vorsitzender antreten wirst.
Wenn ein Jüngerer den Posten haben möchte, stehe ich nicht im Weg (lacht). Aber im Ernst: Ich mache gerne weiter. Das Tandem mit Franziska Rauschecker (Anm.: Die Diözesanvorsitzende der KLB Passau) ist sehr gut. Wir uns ergänzen uns in meinen Augen ganz geschickt. Sie steht mit ihrer Person für die Unterstützung von Ehe und Familie, ich selbst als Bauer für die nachhaltige Landwirtschaft.
Franziska Rauschecker wird ja bekanntlich ihr Amt zur nächsten Diözesanversammlung niederlegen, nach 20 Jahren als Diözesanvorsitzende.
Da geht eine Ära zu Ende. Wir sind Franziska unendlich dankbar für alles. Ich hoffe, dass wir eine gute Nachfolgerin für sie finden. Der Wahlausschuss, der damit beauftragt ist, ist schon fleißig auf Kandidatensuche.