KLB-Friedenswallfahrt zu Bruder Niklaus und seiner Frau Dorothee nach Flüeli

Marie Knab am 22.11.2024

KLB Friedenswallfahrt S. Beutlhauser
Die Wallfahrergruppe auf dem Visionenweg von Flüeli nach Sachseln.

Passau. 37 Frauen und Männer aus der Diözese Passau und darüber hinaus nahmen an der von der Katholischen Landvolkbewegung KLB Passau e. V. motivierten Friedenswallfahrt nach Flüeli teil. Ziel war der Ort in der Innerschweiz, an dem vor ca. 570 Jahren das heiligmäßige Ehepaar Niklaus von der Flüe und Dorothee Wyss ein ungewöhnliches und herausforderndes Leben führten. Er als Bauer, Politiker, Soldat, Ehemann, Vater und zuletzt Einsiedler; sie als junges Mädchen, Ehefrau, Mutter, verlassene Frau und trotzdem loyale Unterstützerin und Partnerin ihres Niklaus.

2024 Flueeli bearb IMG20240921145440 S. Beutlhauser
Immer wieder ein beeindruckender Ausblick bei der Einsiedlerzelle von Niklaus von Flüe in der Ranft-Schlucht an der Melcha.

Ide­al für Nor­mal­sterb­li­che war und ist die­ser Lebens­weg vol­ler Brü­che nicht.
Niklaus war schon von sei­ner Jugend an ein Gott-Sucher, und sei­ne Sehn­sucht wur­de über­mäch­tig, so dass die zwan­zig­jäh­ri­ge Ehe belas­tet war. Nach zwei­jäh­ri­gem Rin­gen gab Doro­thee ihre Zustim­mung zum Ein­sied­ler­le­ben. Niklaus über­trug ihr, nicht den schon voll geschäfts­fä­hi­gen ältes­ten Söh­nen die Hof­ver­wal­tung. Dies kann für die dama­li­ge Zeit als unge­wöhn­li­ches Zei­chen der Wert­schät­zung und Lie­be gewer­tet wer­den, denn Frau­en gal­ten zu die­ser Zeit als unmün­dig. Lie­be, Wert­schät­zung und Ein­ver­ständ­nis drückt auch der von Doro­thee geweb­te Pil­ger­rock (aus­ge­stellt in der Kir­che von Sach­seln) für Niklaus aus. Sie unter­stütz­te Niklaus in den zwan­zig Jah­re sei­nes Ein­sied­ler­da­seins, indem sie sei­ne Besu­cher beher­berg­te und beriet. 

Ohne Doro­thee gäbe es kei­nen hei­li­gen Niklaus von Flüe. Dies ist auch der Grund, war­um das Katho­li­sche Land­volk Bay­ern mit vie­len ande­ren schon seit län­ge­rem for­dert, dass auch Doro­thee hei­lig gespro­chen wer­den soll­te. Niklaus von Flüe und Doro­thee Wyss sind die Patro­ne der Kath. Landvolkbewegung. 

Niklaus ist Natio­nal­hei­li­ger der Schweiz und gilt als gro­ßer Frie­dens­stif­ter, denn er ver­hin­der­te im Jah­re 1481 durch sei­nen Rat an die ver­sam­mel­ten Land­stän­de der Schwei­zer Städ­te und Kan­to­ne einen dro­hen­den Bür­ger­krieg und sicher­te der Schweiz für Jahr­hun­der­te einen inne­ren Frie­den. Die Sor­ge um Frie­den in der Welt war auch der Anlass für die­se Wall­fahrt, die die KLB alle zwei Jah­ren ver­an­stal­tet. Rei­se­lei­ter war Johan­nes Schmidt aus Ruder­ting, der die Wall­fahrt orga­ni­siert hat und für einen rei­bungs­lo­sen Ablauf sorg­te. Geist­li­cher Beglei­ter war KLB-See­el­sor­ger Kaplan Micha­el Vogt aus Burghausen. 

Die Schöp­fung, unser Hei­mat­pla­net schreit. Ver­brann­te Wäl­der, ver­brann­te Fel­der, Unwet­ter und Sturz­flu­ten, Krie­ge in der Ukrai­ne, in Nah­ost und im Sudan. Das Kli­ma“- auch das mensch­li­che — gerät immer mehr unter Druck. Auch in unse­rem Land sind die Men­schen unzu­frie­den, der Umgang wird rau­er, aggres­si­ver und unver­söhn­lich. Die Poli­tik hat ver­sagt“, hört man von vie­len Sei­ten. Und unse­re Gesell­schaft ist gespal­ten. In Euro­pa und der Welt schei­nen die Men­schen immer mehr aus Angst ein­an­der zu miss­trau­en. Vie­le die­ser Kri­sen haben mit der Furcht zu tun, dass das Eige­ne zu kurz kommt“, so schrie­ben die bei­den Lei­ter ins Begleit­heft zur Wall­fahrt. Anläs­se genug für die­se Friedenswallfahrt.

Einen Ein­druck über die poli­ti­sche Rea­li­tät erhielt die Rei­se­grup­pe bereits bei der Anrei­se. In Luzern wur­de der Bus ca. zwan­zig Kilo­me­ter von einer Poli­zei­strei­fe in ein Kon­troll­zen­trum gelotst und dort wur­de der Bus gescannt und auf Herz und Nie­ren tech­nisch geprüft, sowie Gepäck kon­trol­liert. Auf dem Hof des Kon­troll­zen­trums waren nur Nicht-Schwei­zer Bus­se. So kam man gut zwei­ein­halb Stun­den spä­ter im Hotel Klau­sen­hof an als vor­ge­se­hen. Nicht nur die Pil­ger­grup­pe, auch das Hotel­per­so­nal war dar­über sehr verwundert. 

Der ers­te Wall­fahrts­tag führ­te nach einem Mor­gen­lob in der Haus­ka­pel­le auf dem Visio­nen­weg von Bru­der Klaus von Flüeli über die Alm­wie­sen nach Sach­seln. Skulp­tu­ren am Weg ver­wei­sen künst­le­risch auf die Visio­nen. In Sach­seln emp­fing Bru­der-Klau­sen-Kaplan Ernst Fuchs die Pas­sau­er Grup­pe und führ­te durch Grab­kir­che und Pfarr­kir­che. Im Anschluss wur­de das Bru­der-Klaus-Muse­um besichtigt. 


2024 Flueeli bearb Pil3 IMG 0093 A. Gerhardt
Die Passauer Wallfahrer-Gruppe hoch über dem Vierwaldstädtersee auf dem Pilatusplateau in 2.080 m Höhe nach einer Andacht zur Schönheit der Schöpfung.

Am Nach­mit­tag fei­er­te dann die Grup­pe in der Ranft­schlucht der Mel­cha bei der Zel­le des Hei­li­gen eine Eucha­ris­tie am Fest des Hei­li­gen Mat­thä­us. Von Mat­thä­us und Bru­der Klaus als zwei Men­schen, die weg­ge­ru­fen wur­den“, sprach Micha­el Vogt in sei­ner Pre­digt. Bei­de ver­lie­ßen die Sicher­heit ihres Berufs, um Jesu Ruf zu fol­gen und ver­än­der­ten kom­plett ihr Leben, eben­so ging auch Doro­thee mit ihrem Ja den Schritt ins Unge­wis­se. Wie kann er so was machen!“ Aber sie kön­nen auch Vor­bil­der sein durch ihren Mut, Neu­es zu wagen, zu erken­nen, dass eine Ver­än­de­rung mög­lich ist, selbst dort, wo man es nicht erwar­tet; und wie aus einem Feind (wie der Zöll­ner Mat­thä­us) ein Freund und Ver­bün­de­ter wer­den kann. Nach dem Got­tes­dienst hat­ten die Teilnehmer*Innen Gele­gen­heit, indi­vi­du­ell Zeit im Ranft zu gestalten. 

Eine Fahrt mit der steils­ten Zahn­rad­bahn der Welt auf den Pila­tus, den die Land­schafts­prä­gen­den Haus­berg Luzerns, war ein Höhe­punkt der Wall­fahrt. Micha­el Vogt gestal­te­te eine kur­ze Dank­an­dacht über die Schön­heit der Schöp­fung, die auf dem Gip­fel beson­ders deut­lich wurde. 

Im Wohn­haus von Niklaus von Flüe und sei­ner Ehe­frau Doro­thee Wyss wur­de die Sonn­tags­mes­se gefei­ert. Ein­ge­hend auf den Jako­bus­brief stell­te hier Micha­el Vogt die Ent­ste­hung von Krie­gen und Kon­flik­ten in den Mit­tel­punkt sei­ner Pre­digt. Es ist erschre­ckend, wie rea­lis­tisch und aktu­ell die Wor­te aus dem Jako­bus­brief sind. Täg­lich wer­den wir Zeu­gen sinn­lo­ser Krie­ge. Sie ent­ste­hen wie auch die Kon­flik­te im Klei­nen, häu­fig aus Eifer­sucht und Neid.

Bru­der Klaus kann uns hier Vor­bild sein in der Über­win­dung sei­nes Macht­stre­bens und Doro­thee mit ihrer Akzep­tanz. Mit einer kur­zen Zwi­schen­sta­ti­on bei der Rück­rei­se im Klos­ter Ein­sie­deln und Abschluss-Segen ende­te die Frie­dens­wall­fahrt 2024.
Die nächs­te Wall­fahrt der KLB zu Bru­der Klaus und Doro­thee ist für 2026 geplant.

Weitere Nachrichten

Grabgestaltung Ringelai
07.11.2024

ökologisch-nachhaltige Grabgestaltung in Ringelai

Ökosoziale Transformation auf Friedhofsflächen: Schaugrab in Ringelai als nachhaltiges Beispiel Im Rahmen des…

Austauschtreffen KLJB 2024
20.06.2024

Austauschtreffen mit der KLJB

Im kultigen Kirchenwirt in Pfarrkirchen hat sich die Vorstandschaft des Diözesanverbandes der KLB am 12. Juni…

IMG 20240508 184344
24.05.2024

Maiandacht: Wasser - Quelle des Lebens am Innufer

Am 8. Mai fand wieder eine Maiandacht statt, die sich wie in den vergangenen Jahren einem besonderen Motto…