"Ich übergebe die KLB mit einem guten Gefühl"

P. R. am 18.02.2021

Rauschecker KLB D 190504 06

Franziska Rauschecker ist seit über 20 Jahren Diözesanvorsitzende der KLB Passau. Nach zwei Jahrzehnten wird Frohnatur und Gefühlsmensch Franziska Rauschecker auf der Diözesanversammlung im Juni ihr Amt niederlegen. Im Interview schaut sie zurück auf eine bewegte Zeit in der KLB – und sie beantwortet auch die Frage nach einer guten Zukunft für die KLB Passau.

Fran­zis­ka, was waren dei­ne ers­ten Berüh­rungs­punk­te mit der KLB Passau?

Ich war Kurs­spre­che­rin auf der Dorf­hel­fe­rin­nen-Schu­le in Frei­sing. Sepp Rot­te­nai­cher (Anm.: Land­volk­se­kre­tär a.D.) ist da irgend­wie auf mich auf­merk­sam gewor­den. Und wer den Sepp kennt, der weiß: wenn er dich ein­mal am Ban­del hat, lässt er dich nicht mehr aus den Augen. Außer­dem war Land­volk­pfar­rer Lorenz Rau­sche­cker eine prä­gen­de Figur der KLB und immer recht bemüht um uns Dorf­hel­fe­rin­nen, die gemein­sa­men Ein­kehr­ta­ge sind mir dabei beson­ders im Gedächt­nis geblie­ben. Als vie­le Dorf­hel­fe­rin­nen­sta­tio­nen dann Kon­kurs ange­mel­det haben, was damals ein Dra­ma gewe­sen ist, hat sich das Land­volk sehr um die ein­zel­nen Sta­tio­nen, Ein­satz­lei­tun­gen und Dorf­hel­fe­rin­nen mit ange­nom­men. So hat das gan­ze sei­nen Weg genom­men und so ist der Kon­takt nach und nach mehr gewor­den. Und irgend­wann kam dann die Fra­ge auf, ob ich mich mehr ein­brin­gen möch­te in der KLB Pas­sau. Sepp Rot­te­nai­cher hat damals zu mir gesagt: Fran­zis­ka, es sieht so aus, als bräuch­ten wir eine zwei­te Vor­sit­zen­de im Diö­ze­san­vor­stand. Es ist dann aber ganz anders gekommen. 

Näm­lich wie?

Anni Reg­ner war Mit­te der neun­zi­ger Jah­re die zwei­te Vor­sit­zen­de und soll­te auch Diö­ze­san­vor­sit­zen­de wer­den. Sie hat das Amt aber nicht ange­tre­ten. Sepp hat mir dann sprich­wört­lich einen letz­ten Schub­ser gege­ben, dass ich das Amt der Vor­sit­zen­den über­neh­me. Ich muss aber dazu­sa­gen, dass ich im Vor­feld schon mit mei­ner Vor­gän­ge­rin Bur­gi Rod­ler gespro­chen habe am Bru­der Klaus Tag. Sie hat damals sehr locker gewirkt und hat mir ein gutes Gefühl gegeben. 

Kannst du dich an die ers­ten Tage im Amt erin­nern? Wie bist du die Sache angegangen? 

Mein Vor­teil war: ich habe nicht gewusst, wie mei­ne Vor­gän­ge­rin gear­bei­tet hat. So bin ich ganz unbe­schwert in die Situa­ti­on hineingegangen. 

Wür­dest du sagen, du hast dir die­se Unbe­schwert­heit über die Jah­re hin­weg bewahrt?

Wür­de ich schon sagen. Auch wenn es natür­lich auch Tie­fen gege­ben hat.

Kannst du dich an einen beson­de­ren Tief­punkt erinnern? 

Aus Ver­bands­sicht waren Tie­fen immer dann gege­ben, wenn man auf der Streich­lis­te des Bis­tums war. Ins­be­son­de­re als es um die Stun­den der haupt­amt­li­chen KLB-Mit­ar­bei­ter ging. Das war und ist immer ein Kampf, den ich nur schwe­ren Her­zens füh­re. Weil es einem die Locker­heit raubt, wenn man merkt, dass man gar nicht so wich­tig ist und in der Wahr­neh­mung der Kir­che nicht so die Rol­le spielt. Klar sind wir nur ein klei­ner Ver­band mit weni­gen Mit­glie­dern, aber die KLB nur an den Mit­glie­der­zah­len zu mes­sen, das wäre ver­mes­sen. Nicht alles was man zäh­len kann, zählt, sagt ein Sprichwort. 

Außer­dem hat sich die KLB ja auch nie wirk­lich als Mit­glie­der­ver­band verstehen. 

Rich­tig. Wir ver­ste­hen uns in ers­ter Linie als eine Bewe­gung. Men­schen kom­men zu uns, Men­schen dür­fen auch wie­der gehen. Genau das zeich­net uns doch aus als KLB, dass bei uns auch immer Leu­te von Außen herz­lich will­kom­men sind und dass es kei­nen Zwang zur Mit­glied­schaft gibt. Ich den­ke da an unse­re gro­ßen Ver­bands­an­ge­bo­te wie die Oasen­ta­ge und die Bil­dungs­fahr­ten, dort haben wir immer ein bun­tes Publi­kum. Genau das berei­chert den Ver­band. Ich möch­te aber auch nicht ver­heh­len, dass wir uns trotz­dem über jedes Mit­glied freuen. 

In wel­cher Lage befin­det sich die KLB Pas­sau Anfang 2021

In einer schwie­ri­gen. Es geht auch um unge­klär­te Fra­gen mit der Bis­tums­lei­tung. Wir als KLB sind Kir­che von Pas­sau. Haben wir die vol­le Unter­stüt­zung des Bis­tums oder haben wir sie nicht? Wir gehen den Weg der Kir­che von Pas­sau mit, aber wir möch­ten uns auch nicht bis zur Unkennt­lich­keit ver­bie­gen. In unse­rer Sat­zung ste­hen unse­re Schwer­punk­te. Die­se gel­ten nach wie vor. 

Rauschecker udn Rottenaicher Philipp Roos/ KLB

Fran­zis­ka Rau­sche­cker mit ihrem Zieh­va­ter”, Sepp Rottenaicher. 

Du sprichst die Schwer­punkt­set­zung an. Die Unter­stüt­zung von Ehe und Fami­lie ist ein Sat­zungs­ziel der KLB. Wie geht’s damit nach dei­nem Aus­schei­den weiter? 

Ich hof­fe, dass das The­ma nicht ver­lo­ren geht. Jeder weiß ja, dass ich dafür per­sön­lich ein­ste­he. In der Fami­li­en­ar­beit liegt der Schlüs­sel erfolg­rei­cher Land­volk­ar­beit, da bin ich mir sicher. 

Die Arbeit für die Fami­li­en muss die KLB also bewah­ren. Was muss sich hin­ge­gen ändern in der KLB

Es wird in den nächs­ten Jah­ren total dar­um gehen müs­sen, dass wir uns ver­jün­gen. Für mich wäre es das schöns­te, wenn der neue Vor­stand voll­stän­dig und ins­ge­samt deut­lich jün­ger wäre. Wir dür­fen bei der Suche nach jun­gem Nach­wuchs unse­re tra­di­tio­nel­len Reser­voi­re nicht aus den Augen ver­lie­ren, die Land­volks­hoch­schu­le in Nie­der­al­t­eich und die Fami­li­en in den Dör­fern und Gemeinden. 

Zurück geschaut auf 20 Jah­re Land­volk­ar­beit: Wel­che Bil­der schie­ßen dir in den Kopf?

Wun­der­schö­ne Begeg­nun­gen! Ganz vie­le Diözesan‑, Lan­des- und Bun­des­ver­samm­lun­gen. Die KLB ist wie eine gro­ße Fami­lie für mich gewor­den. Umso schlim­mer ist die Tat­sa­che, dass ich in Zei­ten von Coro­na Pfi­at eich“ sagen muss, wo wir uns fast gar nicht sehen können. 

Du sprichst von der KLB als gro­ße Fami­lie. Was zeich­net die Fami­li­en­mit­glie­der denn aus? 

Ich habe vie­le Bun­des­vor­sit­zen­de, Lan­des­vor­sit­zen­de und natür­lich auch vie­le Men­schen in den eige­nen Rei­hen kom­men und gehen sehen. Wir sind christ­li­che, sozia­le, gesel­li­ge, freund­li­che und hilfs­be­rei­te Men­schen. Die­se Hal­tung der Men­schen hat mich immer begeis­tert. Ich erin­ne­re mich an eine Bun­des­ver­samm­lung am Peters­berg. Ich bin ganz allei­ne hoch­ge­fah­ren und habe mir zunächst gedacht: so ganz allei­ne macht das doch kei­nen Spaß. Am Ende war es aber gar kein Pro­blem, weil die KLB-Fami­lie mich warm und herz­lich auf­ge­nom­men hat. Man kommt ein­fach mit Gleich­ge­sinn­ten ins Gespräch und das war es auch, was mich durch die gan­zen 20 Jah­re getra­gen hat. Ich habe immer gewusst: ich gehe einen har­ten Weg. Aber ich gehe ihn nicht alleine. 

Was hat dir nicht gefal­len im Rückblick? 

Rei­be­rei­en in den eige­nen Gre­mi­en und feh­len­de Har­mo­nie zwi­schen Haupt- und Ehren­amt. Das ist natür­lich mal vor­ge­kom­men in mei­nen 20 Jah­ren als Diö­ze­san­vor­sit­zen­de. Aber gera­de die letz­ten Jah­ren waren geprägt von viel Mit­ein­an­der statt Gegen­ein­an­der, dar­auf bin ich sehr stolz. In die­sem Sin­ne über­ge­be ich die KLB mit einem sehr guten Gefühl. 

Was wünscht du dei­ner Nachfolgerin?

Dass sie sich nicht an mir misst. Und dass sie — wie ich vor 20 Jah­ren — ihren ganz eige­nen Weg geht. Sie soll ein­fach anfan­gen, Neu­es ent­wi­ckeln und ihre eige­ne Per­sön­lich­keit ein­brin­gen. Es soll für nie­man­den eine Erschwer­nis sein, Diö­ze­san­vor­sit­zen­de der KLB Pas­sau zu sein. 

Wel­chen Abschieds­gruß hast du an die Kir­che von Pas­sau?

Was wäre ich für eine Ver­bands­ver­tre­te­rin, wenn ich nicht beherzt for­dern wür­de, dass die Kir­che an den Ver­bän­den dran­blei­ben soll. Die Kir­che hat einen sol­chen Schatz in den Ver­bän­den. Mit so viel Ehren­amt­lich­keit, mit so viel Enga­ge­ment! Das wün­sche ich der Kir­che, dass sie das wie­der mehr sieht. Und was das aktu­el­le Gesche­hen angeht ist mir wich­tig, dass sie dafür gera­de ste­hen soll, was ihre Ver­tre­ter getan haben. Das sage ich mit Blick auf die Miss­brauchs­fäl­le. Die­ser Skan­dal muss lücken­los und kon­se­quent auf­ge­ar­bei­tet wer­den, ohne Ver­tu­schun­gen wie in Köln. Vor allem muss man dar­an arbei­ten, dass sowas nicht mehr pas­siert, um das Ver­trau­en der Chris­ten nicht zu verspielen. 


Zur Per­son: Fran­zis­ka Rau­sche­cker ist 56 Jah­re alt, ver­hei­ra­tet und hat zwei Kin­der. Beruf­lich ist die Win­hö­rin­ge­rin in fes­ter Anstel­lung an der Berufs­fach­schu­le für Ernäh­rung und Ver­sor­gung in Mühldorf/​Inn tätig. Ihr zwei­tes beruf­li­ches Stand­bein hat sie als Ein­satz­lei­te­rin beim Fami­li­en­pfle­ge­werk inne, einer gemein­nüt­zi­gen Ein­rich­tung des Lan­des­ver­ban­des des Katho­lisch Deut­schen Frauenbundes.

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