Franziska Rauschecker ist seit über 20 Jahren Diözesanvorsitzende der KLB Passau. Nach zwei Jahrzehnten wird Frohnatur und Gefühlsmensch Franziska Rauschecker auf der Diözesanversammlung im Juni ihr Amt niederlegen. Im Interview schaut sie zurück auf eine bewegte Zeit in der KLB – und sie beantwortet auch die Frage nach einer guten Zukunft für die KLB Passau.
Franziska, was waren deine ersten Berührungspunkte mit der KLB Passau?
Ich war Kurssprecherin auf der Dorfhelferinnen-Schule in Freising. Sepp Rottenaicher (Anm.: Landvolksekretär a.D.) ist da irgendwie auf mich aufmerksam geworden. Und wer den Sepp kennt, der weiß: wenn er dich einmal am Bandel hat, lässt er dich nicht mehr aus den Augen. Außerdem war Landvolkpfarrer Lorenz Rauschecker eine prägende Figur der KLB und immer recht bemüht um uns Dorfhelferinnen, die gemeinsamen Einkehrtage sind mir dabei besonders im Gedächtnis geblieben. Als viele Dorfhelferinnenstationen dann Konkurs angemeldet haben, was damals ein Drama gewesen ist, hat sich das Landvolk sehr um die einzelnen Stationen, Einsatzleitungen und Dorfhelferinnen mit angenommen. So hat das ganze seinen Weg genommen und so ist der Kontakt nach und nach mehr geworden. Und irgendwann kam dann die Frage auf, ob ich mich mehr einbringen möchte in der KLB Passau. Sepp Rottenaicher hat damals zu mir gesagt: Franziska, es sieht so aus, als bräuchten wir eine zweite Vorsitzende im Diözesanvorstand. Es ist dann aber ganz anders gekommen.
Nämlich wie?
Anni Regner war Mitte der neunziger Jahre die zweite Vorsitzende und sollte auch Diözesanvorsitzende werden. Sie hat das Amt aber nicht angetreten. Sepp hat mir dann sprichwörtlich einen letzten Schubser gegeben, dass ich das Amt der Vorsitzenden übernehme. Ich muss aber dazusagen, dass ich im Vorfeld schon mit meiner Vorgängerin Burgi Rodler gesprochen habe am Bruder Klaus Tag. Sie hat damals sehr locker gewirkt und hat mir ein gutes Gefühl gegeben.
Kannst du dich an die ersten Tage im Amt erinnern? Wie bist du die Sache angegangen?
Mein Vorteil war: ich habe nicht gewusst, wie meine Vorgängerin gearbeitet hat. So bin ich ganz unbeschwert in die Situation hineingegangen.
Würdest du sagen, du hast dir diese Unbeschwertheit über die Jahre hinweg bewahrt?
Würde ich schon sagen. Auch wenn es natürlich auch Tiefen gegeben hat.
Kannst du dich an einen besonderen Tiefpunkt erinnern?
Aus Verbandssicht waren Tiefen immer dann gegeben, wenn man auf der Streichliste des Bistums war. Insbesondere als es um die Stunden der hauptamtlichen KLB-Mitarbeiter ging. Das war und ist immer ein Kampf, den ich nur schweren Herzens führe. Weil es einem die Lockerheit raubt, wenn man merkt, dass man gar nicht so wichtig ist und in der Wahrnehmung der Kirche nicht so die Rolle spielt. Klar sind wir nur ein kleiner Verband mit wenigen Mitgliedern, aber die KLB nur an den Mitgliederzahlen zu messen, das wäre vermessen. Nicht alles was man zählen kann, zählt, sagt ein Sprichwort.
Außerdem hat sich die KLB ja auch nie wirklich als Mitgliederverband verstehen.
Richtig. Wir verstehen uns in erster Linie als eine Bewegung. Menschen kommen zu uns, Menschen dürfen auch wieder gehen. Genau das zeichnet uns doch aus als KLB, dass bei uns auch immer Leute von Außen herzlich willkommen sind und dass es keinen Zwang zur Mitgliedschaft gibt. Ich denke da an unsere großen Verbandsangebote wie die Oasentage und die Bildungsfahrten, dort haben wir immer ein buntes Publikum. Genau das bereichert den Verband. Ich möchte aber auch nicht verhehlen, dass wir uns trotzdem über jedes Mitglied freuen.
In welcher Lage befindet sich die KLB Passau Anfang 2021?
In einer schwierigen. Es geht auch um ungeklärte Fragen mit der Bistumsleitung. Wir als KLB sind Kirche von Passau. Haben wir die volle Unterstützung des Bistums oder haben wir sie nicht? Wir gehen den Weg der Kirche von Passau mit, aber wir möchten uns auch nicht bis zur Unkenntlichkeit verbiegen. In unserer Satzung stehen unsere Schwerpunkte. Diese gelten nach wie vor.
Franziska Rauschecker mit ihrem “Ziehvater”, Sepp Rottenaicher.
Du sprichst die Schwerpunktsetzung an. Die Unterstützung von Ehe und Familie ist ein Satzungsziel der KLB. Wie geht’s damit nach deinem Ausscheiden weiter?
Ich hoffe, dass das Thema nicht verloren geht. Jeder weiß ja, dass ich dafür persönlich einstehe. In der Familienarbeit liegt der Schlüssel erfolgreicher Landvolkarbeit, da bin ich mir sicher.
Die Arbeit für die Familien muss die KLB also bewahren. Was muss sich hingegen ändern in der KLB?
Es wird in den nächsten Jahren total darum gehen müssen, dass wir uns verjüngen. Für mich wäre es das schönste, wenn der neue Vorstand vollständig und insgesamt deutlich jünger wäre. Wir dürfen bei der Suche nach jungem Nachwuchs unsere traditionellen Reservoire nicht aus den Augen verlieren, die Landvolkshochschule in Niederalteich und die Familien in den Dörfern und Gemeinden.
Zurück geschaut auf 20 Jahre Landvolkarbeit: Welche Bilder schießen dir in den Kopf?
Wunderschöne Begegnungen! Ganz viele Diözesan‑, Landes- und Bundesversammlungen. Die KLB ist wie eine große Familie für mich geworden. Umso schlimmer ist die Tatsache, dass ich in Zeiten von Corona „Pfiat eich“ sagen muss, wo wir uns fast gar nicht sehen können.
Du sprichst von der KLB als große Familie. Was zeichnet die Familienmitglieder denn aus?
Ich habe viele Bundesvorsitzende, Landesvorsitzende und natürlich auch viele Menschen in den eigenen Reihen kommen und gehen sehen. Wir sind christliche, soziale, gesellige, freundliche und hilfsbereite Menschen. Diese Haltung der Menschen hat mich immer begeistert. Ich erinnere mich an eine Bundesversammlung am Petersberg. Ich bin ganz alleine hochgefahren und habe mir zunächst gedacht: so ganz alleine macht das doch keinen Spaß. Am Ende war es aber gar kein Problem, weil die KLB-Familie mich warm und herzlich aufgenommen hat. Man kommt einfach mit Gleichgesinnten ins Gespräch und das war es auch, was mich durch die ganzen 20 Jahre getragen hat. Ich habe immer gewusst: ich gehe einen harten Weg. Aber ich gehe ihn nicht alleine.
Was hat dir nicht gefallen im Rückblick?
Reibereien in den eigenen Gremien und fehlende Harmonie zwischen Haupt- und Ehrenamt. Das ist natürlich mal vorgekommen in meinen 20 Jahren als Diözesanvorsitzende. Aber gerade die letzten Jahren waren geprägt von viel Miteinander statt Gegeneinander, darauf bin ich sehr stolz. In diesem Sinne übergebe ich die KLB mit einem sehr guten Gefühl.
Was wünscht du deiner Nachfolgerin?
Dass sie sich nicht an mir misst. Und dass sie — wie ich vor 20 Jahren — ihren ganz eigenen Weg geht. Sie soll einfach anfangen, Neues entwickeln und ihre eigene Persönlichkeit einbringen. Es soll für niemanden eine Erschwernis sein, Diözesanvorsitzende der KLB Passau zu sein.
Welchen Abschiedsgruß hast du an die Kirche von Passau?
Was wäre ich für eine Verbandsvertreterin, wenn ich nicht beherzt fordern würde, dass die Kirche an den Verbänden dranbleiben soll. Die Kirche hat einen solchen Schatz in den Verbänden. Mit so viel Ehrenamtlichkeit, mit so viel Engagement! Das wünsche ich der Kirche, dass sie das wieder mehr sieht. Und was das aktuelle Geschehen angeht ist mir wichtig, dass sie dafür gerade stehen soll, was ihre Vertreter getan haben. Das sage ich mit Blick auf die Missbrauchsfälle. Dieser Skandal muss lückenlos und konsequent aufgearbeitet werden, ohne Vertuschungen wie in Köln. Vor allem muss man daran arbeiten, dass sowas nicht mehr passiert, um das Vertrauen der Christen nicht zu verspielen.
Zur Person: Franziska Rauschecker ist 56 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Beruflich ist die Winhöringerin in fester Anstellung an der Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung in Mühldorf/Inn tätig. Ihr zweites berufliches Standbein hat sie als Einsatzleiterin beim Familienpflegewerk inne, einer gemeinnützigen Einrichtung des Landesverbandes des Katholisch Deutschen Frauenbundes.