Die Situation in den Schlachthöfen muss unverzüglich zugunsten der Menschen geändert werden.
Nur neue Regeln zu schaffen, reicht nicht aus! Wir alle müssen unser Verhalten ändern und Billigfleisch ablehnen.
Die ersten Fälle von Corona in einzelnen Schlachtbetrieben vor wenigen Wochen haben zwar dazu geführt, dass die Bundesregierung schnell und folgerichtig Regelungen geschaffen hat, mit denen zukünftig Missstände verhindert werden sollen. Allerdings zeigt die jetzige Situation im Kreis Gütersloh, dass dies allein nicht reicht. Jetzt müssen die Menschen dort persönlich die Folgen von verantwortungslosem Handeln anderer tragen und einen erneuten Lockdown hinnehmen.
Die in den vergangenen Wochen offen zu Tage getretenen Missstände sind Ausdruck eines Wirtschaftssystems, bei dem mit geringen Kosten der größtmögliche Gewinn erzielt werden soll. Unsere viel gepriesene soziale Marktwirtschaft wird unter diesen Bedingungen immer mehr zur Makulatur und widerspricht den Prinzipien der christlichen Soziallehre. Die hohe Anzahl von Werksverträgen hebelt unser Sozialsystem aus, Arbeitsschutzstandards werden zu oft nicht eingehalten. Unterkünfte sind zu eng und gesundheitsgefährdend. Verbote und Kontrollen mit anschließenden Sanktionen scheinen die einzigen Mittel zu sein, dieses System einzudämmen.
Darüber hinaus tragen wir alle Verantwortung für die Arbeits- und Lebensbedingungen von Menschen, die unter teilweise menschenunwürdigen Bedingungen dafür sorgen, dass wir unser billiges Schnitzel fein säuberlich zerlegt auf den Tisch bekommen. Die KLB Deutschland mahnt seit vielen Jahren ein genaues Hinschauen jedes Einzelnen und eine Veränderung der Rahmenbedingungen an. Hierbei geht es nicht allein um Werkverträge, Mindestlohn, Unterkunft, Verlagerung von Verantwortlichkeiten. Wir alle sind in die Pflicht genommen, unsere Anspruchshaltung und unseren Konsum zu hinterfragen – mit Blick auf die Menschenwürde, aber auch mit Blick auf einen würdevollen Umgang mit unseren Nutztieren, so Nicole Podlinski und Korbinian Obermayer, Bundesvorsitzende der KLB.
Daher fordern wir erneut alle Beteiligten auf, weiterzudenken und ihr Handeln zu ändern.
Bad Honnef, den 23. Juni 2020