Als der Vorhang fällt, ist da einfach nur Glückseligkeit. „Ich bin so froh, dass ich heute hier spielen habe dürfen“, sagt ein ergriffener Gerhard Bruckner und wischt sich unter tosendem Applaus eine Träne aus dem Auge. Ja, Corona nagt gewaltig an der Künstlerseele von Gerhard Bruckner. Heute aber, beim Theater „Nebensache“ im Valentin-Saal, hat er endlich einmal wieder Gelegenheit, sein ganzes spielerisches Geschick und Können zu demonstrieren. Vor 50 Zuschauern, mehr hat die Stadtverwaltung nicht zugelassen. Ein paar Tage später wird der Lockdown light ausgerufen. Man hätte noch mehr Karten als 50 für das Theaterstück ausgegeben können, berichten die Veranstalter: Die Katholische Landvolkbewegung, die Wochen zur Demokratie und die Vereinten Wurzelwerke. „Nebensache“ erzählt die Geschichte eines gescheiterten Bauern, der nun als Landstreicher ein tristes Leben fristet. Was für eine persönliche Katastrophe, die da passierte! Die glücklichen Tage liegen schon lange zurück. Der Bauer hatte einen Bauernhof, klein, idyllisch und überschaubar. Eine heile Welt. Er hatte zwar viel Arbeit, aber er konnte leben. Auf der Maidult fand er seine Frau, die ihm drei Kinder schenkte. Das Unheil begann, als er auf Anraten eines bekannten Bauerskollegen auf einen Schweinemastbetrieb umstellt. Nach und nach taten das nämlich alle Bauern rundherum. Die Konkurrenz steigt, die Preise verfallen und der Bauer gerät in eine existenzbedrohende Lage. Wie soll er noch die Rechnungen zahlen? Um die Insolvenz abzuwenden, muss die Bauersfrau zusätzlich zu ihrer beschwerlichen Hof- und Erziehungsarbeit einer Nebentätigkeit nachgehen. Tagein, tagaus fährt sie den weiten Weg zur Arbeitsstelle – und kehrt irgendwann nicht mehr zurück. Sie verlässt die Familie und bezieht an ihrem Arbeitsort eine Wohnung. Anfangs bleiben die Kinder noch beim ihrem Vater, was seinen Schmerz über den Verlust der Ehefrau nur mittelmäßig lindert, wie ein Trostpflaster. Eines Tages kommt die Mutter auf den Hof zurück – allerdings nur, um die Kinder mitzunehmen. Von da an ist der Bauer allein, einsam und verzweifelt. Er greift immer mehr zur Flasche, verliert die Kontrolle über sein Leben und fackelt eines Tages im Rausch den Hof ab. Von der Versicherung erhält er keinen müden Cent. Wo einst Feuer war, da ist nur noch Asche. Des Bauers Existenz ist in Trümmern. Vom alten Leben bleibt ihm ein ramponierter Bienenstock, den er mit einem Handkarren hinter sich herzieht. Nebensache hat kein Happy End.