Werksverträge für Schlachthofmitarbeiter sind menschenunwürdig und beschämend!

P. R. am 15.05.2020

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Pressemitteilung der KLB Deutschland

Schon wie­der hat die Coro­na-Pan­de­mie dafür gesorgt, dass lan­ge bestehen­de – und bekann­te – Miss­stän­de öffent­lich wer­den und poli­ti­sches Han­deln erfor­dern. Die­ses Mal geht es um die Arbeits- und Lebens­be­din­gun­gen von Men­schen, die unter teil­wei­se men­schen­un­wür­di­gen Bedin­gun­gen dafür sor­gen, dass wir unser bil­li­ges Schnit­zel fein säu­ber­lich zer­legt auf den Tisch bekom­men. Die KLB Deutsch­land mahnt seit vie­len Jah­ren ein genau­es Hin­schau­en jedes Ein­zel­nen und eine Ver­än­de­rung der Rah­men­be­din­gun­gen an. Hier­bei geht es nicht allein um Min­dest­lohn, Unter­kunft, Ver­la­ge­rung von Ver­ant­wort­lich­kei­ten auf ande­re durch Werk­ver­trä­ge und Sub­un­ter­neh­men nicht nur in der Fleisch­in­dus­trie. Sie sind ein Aus­druck eines Wirt­schafts­sys­tems, bei dem mit gerin­gen Kos­ten der größt­mög­li­che Gewinn erzielt wer­den soll. Unse­re viel geprie­se­ne sozia­le Markt­wirt­schaft wird unter die­sen Bedin­gun­gen immer mehr zur Maku­la­tur und wider­spricht den Prin­zi­pi­en der christ­li­chen Sozi­al­leh­re. Die hohe Anzahl von Werks­ver­trä­gen hebelt unser Sozi­al­sys­tem aus, so Nico­le Pod­lin­ski und Kor­bi­ni­an Ober­may­er, Bun­des­vor­sit­zen­de der KLB. Sie unter­stüt­zen damit Pfar­rer Peter Kos­sen, der schon seit Jah­ren auf die­sen Miss­stand hin­weist. Wir alle sind in die Pflicht genom­men, unse­re Anspruchs­hal­tung und unse­ren Kon­sum zu hin­ter­fra­gen – mit Blick auf die Men­schen­wür­de, aber auch mit Blick auf einen wür­de­vol­len Umgang mit unse­ren Nutztieren.

Wir for­dern die Mit­glie­der der Bun­des­re­gie­rung auf, in ihren Über­le­gun­gen, die sie im Rah­men der Sit­zung des Coro­na-Kabi­netts am Mon­tag dis­ku­tie­ren wer­den, Fol­gen­des zu bedenken:

1. Wenn über die Ver­ga­be von Werk­ver­trä­gen das Kern­ge­schäft eines Betrie­bes erfüllt wer­den soll, weist dies auf eine Aus­nut­zung von Men­schen über Lohn­dum­ping etc. hin. Die Werk­ver­trä­ge und Sub­un­ter­neh­men ins­be­son­de­re in der Fleisch­in­dus­trie müs­sen ein Ende haben.

2. Unse­re Sozi­al­ge­setz­ge­bung und Arbeits­rech­te sind nicht Schwach­stel­le, son­dern Stand­ort­vor­teil, weil sie den Men­schen als Men­schen sehen und nicht nur als Objekt zur Rea­li­sie­rung von Gewin­nen. Wir erwar­ten von allen Ver­ant­wort­li­chen die Ein­hal­tung der Arbeit- und Gesund­heits­schutz­vor­ga­ben, sowie die Kon­trol­le der Ver­ord­nun­gen bei der Unter­brin­gung der Beschäf­tig­ten durch die Behör­den vor Ort kon­trol­liert und die Abstel­lung der Män­gel. Die Arbeits­in­spek­ti­on in Deutsch­land ist hier­für ein gutes Instru­ment, wel­ches bes­ser aus­ge­rüs­tet wer­den muss. 

3. Immer grö­ßer, immer wei­ter, … vor allem wei­ter so, ist kei­ne Mög­lich­keit, eine gute Zukunft für uns, unse­re Kin­der und alle Men­schen auf der Welt zu gestalten. 

4. Wir müs­sen uns auf Struk­tu­ren besin­nen, die klei­ner und regio­nal ver­an­kert sind. Das gilt auch und viel­leicht ins­be­son­de­re für die Fleisch­pro­duk­ti­on – von der Hal­tung auf den Höfen bis hin zur Schlach­tung in einem Betrieb in der Regi­on. Vor allem in Bezug auf ein bes­se­res Tier­seu­chen­kri­sen­ma­nage­ment und für bes­se­res Tier­wohl sind dezen­tra­le Struk­tu­ren von Vorteil. 

5. Das bedeu­tet, dass wir uns gera­de in der Land­wirt­schaft von einer Poli­tik ver­ab­schie­den müs­sen, die es klei­ne­ren bäu­er­li­chen Fami­li­en­be­trie­ben unmög­lich macht, einen aus­kömm­li­chen land­wirt­schaft­li­chen Betrieb zu bewirt­schaf­ten. Dies gilt ange­fan­gen von Boden- und Pacht­prei­sen bis hin zu den Dum­ping­prei­sen für Fleisch und ande­re land­wirt­schaft­li­che Produkte.

6. Auch wir Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher sind in der Pflicht, für Lebens­mit­tel ange­mes­se­ne Prei­se zu zah­len. Wich­tig ist, dass das Geld auch bei den Land­wir­tin­nen und Land­wir­ten ankommt und nicht auf dem Weg dahin von ande­ren ver­ein­nahmt wird.

Den erkrank­ten Arbei­ten­den und ihren Fami­li­en wün­schen wir eine schnel­le Gene­sung und die Unter­stüt­zung, die sie nun benö­ti­gen und ihnen guttut.

Bad Hon­nef, den 15. Mai 2020

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